Kolumne
Wachstumstreiber, 16.06.2011
Perspektive Mittelstand
Griechenland-Krise
Ein König Ludwig II. ist genug
Europa stellt den Griechen frisches Geld zur Verfügung – mindestens 60 Milliarden Euro, damit das Land bis 2014 über die Runden kommt. Dabei sagen Ökonomen, dass eine Pleite Griechenlands die Deutschen billiger käme als immer neue Hilfspakete.
Der Todestag König Ludwigs des Zweiten jährte sich dieser Tage zum 125. Mal. Sein Größenwahn hat uns prächtige Schlösser, Weltruhm und viel Tourismus gebracht, den Bürgern der damaligen Zeit jedoch nur Schulden. Und ihm letztlich einen tragischen, aber aufsehenerregenden Abgang. Im Nachhinein, 125 Jahr später, kann man sagen, es ist alles gut ausgegangen - kein Schaden ohne einen Nutzen.

Ob das auch für die ausgabesüchtige und zum Größenwahn neigende EU gilt, wird sich vermutlich nicht erst in 125 Jahren zeigen. Denn solange ein strukturelles, hausgemachtes  Problem, wie es Griechenland derzeit hat, mit Geld gelöst wird, ohne etwas an den Ursachen zu verändern, wird es uns bald ausgehen. Warum soll sich jemand anstrengen und den Gürtel enger schnallen, wenn es stattdessen Hilfe aus dem großen Füllhorn gibt?

Warum erlauben wir Griechenland nicht die geordnete Pleite und helfen stattdessen beim Wiederaufbau? So wie wir es können und es auch volkswirtschaftlich für alle Beteiligten am besten wäre. Denn dann profitieren auch viele Unternehmen davon. Sie könnten sich so einen Teil der abgeschriebenen Gelder wieder erwirtschaften. Der Euro  würde dadurch auch nicht weiter geschwächt. Und vor allem gäbe es endlich Planungssicherheit und damit eine wichtige Orientierungshilfe sowohl für Investoren als auch für die anderen Länder, die bereits mit einem Bein im Schuldengrab stehen. Sie kennen nämlich dann das Szenario, das kommt, wenn sie ihre Probleme nicht in Griff bekommen. Und so können sie entscheiden, in welche Richtung  sie Anstrengungen unternehmen.

Bei Unternehmen  oder Privatpersonen sind weder der Staat noch die Banken so zimperlich. Oder gibt es schon einen Millionenfonds für die gesundheitlich angeschlagenen EHEC-Opfer?  

Wir sollten uns darauf konzentrieren, Nicht-Schwimmern das Schwimmen beizubringen und sie im Notfall vor dem Ertrinken zu retten, so gut wir können. Wir sollten nicht versuchen, das Wassser aus dem Meer abzulassen, egal was es kostet. Denn der Euro braucht weder einen tragischen noch einen aufsehenerregenden Abgang.
ZUM KOLUMNIST
Über Christian Kalkbrenner
Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing und Personal startete Christian Kalkbrenner 1986 seine Karriere als Trainee bei einem mittelständischen Weltmarktführer der Automobilzuliefererindustrie. Dort wurde er zunächst ...
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