Pressemitteilung, 01.08.2006 - 16:32 Uhr
Perspektive Mittelstand
Geldillusion vorbeugen: Rendite der gesetzlichen Rente teilweise negativ - Stiftung Warentest bestätigt Berechnungen des IWG
(PM) , 01.08.2006 - Bonn - Das Institut für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG) www.iwg-bonn.de in Bonn sieht sich durch Berechnungen von Stiftung Warentest in den eigenen Analysen über die Renditeprognosen für Rentner bestätigt. „Nach Berechnungen der Stiftung Warentest bewegen sich die nominalen Renditen lediger Standardrentner (Durchschnittsverdiener, 45 Beitragsjahre) jeweils am unteren Rand dessen, was das IWG BONN bei vergleichbarer Vorgehensweise errechnet hat. Dabei werden jeweils die Leistungen der gesetzlichen Altersrente auf 80 Prozent der gesamten Beitragszahlung bezogen. Die übrigen 20 Prozent der Beiträge dienen nach Einschätzung der gesetzlichen Rentenversicherung zur Finanzierung anderer Leistungen etwa der Absicherung des Erwerbsminderungsrisikos und werden daher nicht berücksichtigt. Ebenfalls nicht berücksichtigt wird der Bundeszuschuss an die gesetzliche Rentenversicherung. Dies entspricht der Vorgehensweise der Rentenversicherungsträger zur Ermittlung der Beitragsrenditen. Allerdings wird damit die Rentabilität der gesetzlichen Rentenversicherung gerade auf lange Sicht deutlich ‚geschönt’. Denn zur Finanzierung des Bundeszuschusses müssen die Versicherten beträchtliche Steuerlasten tragen“, teilt das IWG mit. Bei der von der Stiftung Warentest wie vom IWG unterstellten künftigen Preissteigerung von 1,5 Prozent jährlich erhalten somit bereits Männer des Jahrgangs 1965 preisbereinigt kaum mehr als ihre eingezahlten Beiträge zurück. Nach Erkenntnissen des IWG sinken die Renditen für später geborene Jahrgänge noch weiter. „Je nach angenommener Wirtschaftsentwicklung können bei Männern die realen Renditen schon ab dem Jahrgang 1980 sogar leicht negativ werden. Ein Vergleich für diese Jahrgänge ist allerdings nicht möglich, da die Stiftung Warentest hierzu keine Zahlen vorgelegt hat. Die vorstehenden Renditen berücksichtigen wie erwähnt nicht den steigenden Finanzierungsbeitrag, den die Versicherten über Steuern für die Renten aufbringen müssen. Wird dieser ab 2020 schrittweise und nur in dem Umfang, in dem er zur Finanzierung beitragsbezogener Leistungen dient berücksichtigt, ergeben sich deutlich niedrigere Renditen: Für einen heute geborenen männlichen Standardrentner beträgt die reale Verzinsung seiner Beitrags- und Steuerzahlungen an die gesetzliche Rentenversicherung in der mittleren Variante bereits minus 0,25 Prozent“, kritisiert das IWG. Die Zahlen des IWG entlarven nach Auffassung des Bonner Wirtschaftjournalisten Gunnar Sohn die Taschenspielertricks der Bundesregierung: „Am schlimmsten ist dabei der manipulative Sprachgebrauch der Rentenpolitiker, die mit ihrer Fachsprache den Eindruck erwecken, beim staatlichen Altersgeld würde es ich um eines der üblichen Versicherungsprodukte handeln. Von ‚Konten’ ist die Rede und ‚Versicherungsverläufen’, von ‚Anwartschaftszeiten’ und ‚internen Renditen’. Es verwundert also nicht, dass nach aktuellen Meinungsumfragen, die meisten Menschen in Deutschland der ‚Versicherungsillusion’ des Rentensystems auf den Leim gehen und davon ausgehen, ihre Beiträge würden auf ein eigenes Konto eingezahlt, dort verzinst und im Alter zusammen mit dem Kapitalgewinn wieder ausgezahlt. In Wahrheit ist jedes Sparbuch lukrativer als das Kettenspiel der gesetzlichen Rentenversicherung“, schreibt Sohn in der Printausgabe des Magazins NeueNachricht www.ne-na.de mit dem Schwerpunktthema „Deutschland schrumpft“. Unverständlich bleibe, weshalb die Stiftung Warentest daran Anstoß nimmt, dass das IWG und das Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) in ihren Veröffentlichungen neben nominalen auch reale Renditen ausweisen. Denn nur bei realer Betrachtung lasse sich die jeweilige Versorgungssituation im Alter realistisch einschätzen. Möglicher Geldillusion vorzubeugen, sollte eigentlich im Interesse des Verbraucherschutzes liegen. Dass dies für jede Form der Alterssicherung gelten müsse, verstehe sich von selbst.