Pressemitteilung, 14.11.2007 - 17:15 Uhr
Perspektive Mittelstand
VIU-Forderungen zur Wettbewerbsgleichheit der externen Industrieforschung
(PM) , 14.11.2007 - West-Ost-Schieflage weiter anhaltend Trotz Milliardenförderung seit Beginn der 90er-Jahre bleibt die ostdeutsche Industrieforschung, die sich mit Innovationen und neuen Lösungen als Motor für den wirtschaftlichen Aufschwung versteht, mit nicht einmal zehn Prozent Anteil an den gesamtdeutschen Aktivitäten wohl noch für längere Zeit eine Fußnote. Ungleichgewichte bestehen fortFür den Innovationsschub zwischen Elbe und Oder einschließlich Berlins sorgen 32.500 mit Forschungs-und Entwicklungsaufgaben (FuE) befasste Ingenieure und Techniker, während es in Westdeutschland gut 270.000 Industrieforscher gibt. Konzentriert sich das personelle Knowhow-Potenzial im Osten vorwiegend in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), so ist es in den alten Ländern vorwiegend in großen Mittelstandsfirmen und auf Konzernebene zu finden. Das große Ungleichgewicht mit gravierenden Folgen für die betroffenen Regionen kommt auch in folgenden Zahlen des Innovationsverbandes VIU zum Ausdruck. Danach•betragen die FuE-Aufwendungen in den neuen Bundesländern (ohne Berlin) im Jahr 2006 lediglich 2,1 Mrd. Euro und damit nur 4,4 (!) Prozent der entsprechenden Gesamtaufwendungen der deutschen Wirtschaft; •liegt die Quote der FuE-Beschäftigten je 1.000 Erwerbstätige in Ostdeutschland (neue Bundesländer zzgl. Berlin) mit 4,5 Prozent noch weit unter dem gesamtdeutschen Durchschnittswert von 7,8;•reicht auch das Ausstattungsniveau der ostdeutschen (neue Bundesländer und Berlin) Unternehmen mit FuE-Mitteln längst noch nicht an den deutschen Durchschnitt heran. Hier pro FuE-Beschäftigten 124.000 Euro, dort Labor- und Versuchsanlagen im Wert von 155.000 Euro je FuE-Mitarbeiter. Neue UnternehmenskategorieIn den neuen Bundesländern hat sich durch das 15-jährige Engagement des VIU, flankiert durch Fördermittel des BMWi, eine für Deutschland völlig neue Kategorie von Unternehmen und Einrichtungen herausgebildet: extern arbeitende Forschungs- und Entwicklungsdienstleister. Dutzende GmbH und gemeinnützigen Institute wie das ILK in Dresden, der IGV in Bergholz-Rehbrücke oder das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung in Rudolstadt sind auf nationaler und internationaler Ebene begehrte Partner für wirtschaftsnahe Auftragsforschung. Indem sie ihre innovativen Lösungen, Produkte und Verfahren Dritten anbieten, werden sie zum Impulsgeber für Wachstum und Beschäftigung. Externe Industrieforschungsstrukturen aus Forschungsunternehmen und -gemeinnützigen Instituten bereichern die deutsche Forschungslandschaft mit der seit Jahr und Tag gewohnten Inhouse-Forschung von Großfirmen sowie universitären und außeruniversitären Einrichtungen um den Faktor Industrienähe, Marktwirksamkeit und Netzwerk-Affinität – eben ein, wie es der VIU formuliert, „sich durchsetzendes, sicheres Zukunftsmodell für ganz Deutschland“. Das wird auch durch analoge Entwicklungen in Westdeutschland unterstrichen, wo es gerade in jüngster Zeit zu häufigen Ausgründungen beispielsweise aus Fraunhofer Instituten kommt. Der VIU als Lobbyverband begleitet von Anbeginn kritisch und konstruktiv die FuE-Förderprogramme auf Bundesebene. Unter seiner Mitwirkung wurden 2006 verbesserte Rahmenbedingungen für INNO-WATT festgeschrieben; seinem beharrlichem Einsatz auf der politischen Ebene ist es zu verdanken, dass es seit dem Vorjahr das BMWi-Programm „Vorlaufforschung“ gibt und seit Oktober 2007 in die vom BMBF initiierte Forschungsprämie ab sofort auch gemeinnützigen Forschungseinrichtungen mit einbezogen werden. Wettbewerbsgleichheit noch nicht erreichtDie langwierigen Diskussionen um die Forschungsprämie II belegen, dass es vor allem auf der Beamtenebene noch viel Unverständnis der neuen Forschungsstruktur aus dem Osten gegenüber gibt. Dennoch ist ein gleichberechtigter Wettbewerb zwischen allen an der Industrieforschung beteiligten Akteure Voraussetzung für hohe wirtschaftliche Effizienz der Forschungsergebnisse. Der VIU fordert deshalb mit Blick auf die Reform der FuE-Förderung im BMWi, die bewährten und volkswirtschaftlich effektiven Programme Innovations-Förderung des industriellen Mittelstandes und zur Stabilisierung der dafür erforderlichen Potenziale zu stärken. Dabei müssen sowohl die Förderpräferenz für Ostdeutschland für den Zeitraum des Solidarpaktes II als auch die gleichberechtigte Einbeziehung strukturschwacher Regionen in g a n z Deutschland bei der einzelbetrieblichen Projektförderung des BMWi berücksichtigt werden. Im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung müssen demnach zwei wesentliche Probleme der Industrieforschung gelöst werden: 1.Kernproblem bei der Umsetzung von Ergebnissen Forschungsergebnissen in neue marktwirksame Produkte und Lösungen sind immer noch unzureichende, oft sogar fehlende FuE-Potenziale in den KMU. Zwei weitere Negativa sind die mangelnde Ausstattung mit modernster Gerätetechnik und die dünne Decke bei ausreichend qualifizierten Mitarbeitern.2.Unterschiedliche Finanzierungsstrukturen auf dem Industrieforschungsmarkt haben zu einer gravierenden Wettbewerbsverzerrung geführt. In Anlehnung an die Jahrzehnte lange Praxis, wonach grundfinanzierte universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ihre Aufwendungen für Vorlaufforschung gefördert bekommen, muss es nach Verbandsverständnis durch Bund und Länder auch eine entsprechende Förderung für die vor allem im Osten agierenden nicht grundfinanzierten, gewinnorientierten und gemeinnützigen externen Industrieforschungseinrichtungen geben. Weitere Informationen:Verband Innovativer Unternehmen (VIU), GF Dr. Helmut Rösner, Tel: 0351-88 37 340, www.viunet.de