Kolumne
Der "Ich"-Faktor, 11.05.2012
Perspektive Mittelstand
Finanzielle Ängste
Reich denken mindert Sorgen
Ein üppiges Bankkonto nutzt wenig, solange die finanzielle Sicherheit nicht innerlich ankommt. Diese Erfahrung machte auch Bestseller-Autor Stephen King.
Stephen King, US-Autor mit mehr als 400 Millionen verkauften Büchern, gestand kürzlich der „Sunday Times“, er habe ständig befürchtet, seine Besitztümer wieder zu verlieren. Und das, obwohl er mit mehreren Bestsellern längst ausgesorgt hatte. Noch heute finde er es „sehr befremdlich“, Eigentümer einer Sommerresidenz mit Gästehaus und Pool zu sein.

Ähnlich verhält es sich bei Ingvar Kamprad. Dem Gründer des Möbelhaus-Giganten Ikea sagt man nach, dass er Brötchen erst am späten Nachmittag kauft, wenn sie nicht mehr ganz frisch sind und der Bäcker sie deshalb zum halben Preis anbietet. Oder Theo Albrecht, einer der beiden Aldi-Gründer. Der verschickte Briefe, auf denen er im Absender die vorgedruckte alte vierstellige Postleitzahl durchgestrichen und durch die neue handschriftlich ersetzt hatte.

Objektiv besitzen manche ein Vermögen, doch subjektiv sind es arme Schlucker: Sie verstehen offenbar nicht, ihren Reichtum angemessen zu genießen. Das gilt nicht nur für Millionäre.

Sobald die Angst, zu verarmen, keine reale Grundlage hat, ist es notwendig, eine innere Einstellung von Fülle und Großzügigkeit zu entwickeln. Diese lässt sich trainieren, und zwar in ganz alltägliche Situationen. Anstatt zu denken: „Ich habe nichts zu verschenken!“ kann man etwa einem Kellner ein ordentliches Trinkgeld geben. Im Supermarkt kauft man nicht das Billigangebot, sondern nimmt bessere Qualität. Wohlgemerkt, dies ist keine Aufforderung, leichtsinnig mit Geld umzugehen – an der richtigen Stelle sollte man durchaus sparen. Doch es ist eine Investition in das eigene Wohlgefühl und in eine Ausstrahlung, die auch auf das berufliche Umgebung positiv wirkt.

Und was ist, wenn tatsächlich kein beruhigendes finanzielles Polster vorhanden ist? Wohl jeder Selbstständige und Unternehmer kennt flaue Zeiten, in denen die Aufträge stocken. Dann taucht schnell eine existenzielle Angst auf. Schlimmstenfalls sieht man sich schon auf der Straße.

Zu mehr Gelassenheit verhilft ein Realitätscheck: Habe ich bisher die Erfahrung gemacht, dass solche Durststrecken vorübergehend sind? Dann wird es höchstwahrscheinlich auch diesmal so sein. Außerdem: Was kann ich in dieser Zeit konkret tun, um mich sicherer zu fühlen? Auf jeden Fall ist dies das optimale Rezept: Verwandeln Sie Sorgen in Sorgfalt – und denken Sie das Glas halb voll.
ZUM KOLUMNIST
Über Dr. Eva Wlodarek
Dr. Eva Wlodarek ist Diplom-Psychologin, Coach und Autorin. Sie studierte Germanistik und Philosophie in Köln, danach Psychologie in Hamburg. Ihre Dissertation schrieb sie über das Thema „Glück“. In ihrer Hamburger Praxis berät sie seit über 30 Jahren als ...
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