Pressemitteilung, 13.05.2014 - 13:23 Uhr
Perspektive Mittelstand
„Ethik im Business“ als Schwerpunkt auf der women&work
Interview mit Dr. Irina Kummert, Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft e.V.
(PM) Deutschland, 13.05.2014 - Gibt es eine männliche und eine weibliche Ethik? Würden mehr Frauen in Top-Positionen für eine andere ethische Haltung sorgen und hätte die verstärkte Besetzung von Führungspositionen durch Frauen positive Auswirkungen auf das moralische Klima in der Unternehmenslandschaft in Deutschland? Diese und viele weitere ethische Fragen werden am 24. Mai auf der women&work in Bonn, Deutschlands größtem Messe-Kongress für Frauen, diskutiert. Melanie Vogel, Initiatorin der Veranstaltung, sprach mit Dr. Irina Kummert über “Ethik im Business“. Dr. Kummert ist Präsidentin des Ethikverbands der Deutschen Wirtschaft e.V., der als Kooperationspartner der women&work 2014 das Schwerpunktthema auf dem Messe-Kongress maßgeblich mitgestaltet. Melanie Vogel: Was verbirgt sich hinter dem Begriff Ethik?Dr. Irina Kummert: In der Philosophie wird Moral als ein Bündel von Regeln und Normen bezeichnet, während die Ethik als die wissenschaftliche Theorie der Moral gilt. In der Alltagssprache werden die Begriffe Ethik und Moral dem gegenüber nicht getrennt, sondern synonym gebraucht. Was wir im Umgang miteinander meinen, wenn wir über Ethik und Moral reden, hat seine Wurzeln in unserer individuellen Situation und emotionalen Befindlichkeit, ist (lebens-) situationsabhängig, auch bedingt durch die Kultur, in der wir aufwachsen bzw. unsere persönliche Sozialisation und ist damit zutiefst subjektiv. Demzufolge wird es schwer bis unmöglich, die allgemein gehaltene Frage, was sich hinter dem Begriff Ethik verbirgt, pauschal zu beantworten.Vogel: Warum ist "Ethik im Business" zurzeit so ein wichtiges Thema?Dr. Kummert: „Ethik im Business“ war insofern schon immer ein wichtiges Thema, da nur auf der Grundlage eines partnerschaftlichen, fairen Umgangs miteinander langfristig ausgerichtete Geschäftsbeziehungen entstehen können. Seit Beginn der Finanzmarktkrise 2007 hat die Auseinandersetzung mit Ethik im Geschäftsleben allerdings vermehrt Eingang in die öffentliche Diskussion gefunden und ist somit medial präsenter.Vogel: Gibt es ethische Grundregeln, die im Geschäftsleben gelten? Wenn ja, welche sind das?Dr. Kummert: Ja, die gibt es auf jeden Fall. Eine recht gute, erste Orientierungshilfe ist das 1517 von der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e.V., formulierte Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns. Danach zeichnet sich ein ehrbarer Kaufmann dadurch aus, dass er Vorbildfunktion übernimmt, sich Treu und Glauben verpflichtet fühlt, auf die berechtigten Interessen anderer Rücksicht nimmt und einen redlichen Umgang im Geschäftsverkehr pflegt. Zentral ist dabei, dass nicht alles was rechtlich zulässig ist, auch als ehrbar gilt.Vogel: Inwieweit könnten Ihrer Meinung nach mehr Frauen in Führungspositionen das ethische Grundklima in einem Unternehmen verändern?Dr. Kummert: Verschiedene empirische Studien lassen Hinweise darauf zu, dass Frauen in Führungspositionen einen positiven Effekt auf weibliche Mitarbeiter und Kunden ausüben. Wie diese Effekte konkret aussehen könnten, ergibt sich aus meiner Antwort auf die vorgehende Frage. Weiter möchte ich jedoch inhaltlich der Podiumsdiskussion im Rahmen der women&work nicht vorgreifen – wir haben als Ethikverband der Deutschen Wirtschaft e.V. hochinteressante Persönlichkeiten eingeladen, genau dieses Thema mit uns zu diskutieren. Für männliche und weibliche Führungskräfte gleichermaßen gilt, dass Veränderungsprozesse hinsichtlich der Unternehmenskultur in erster Linie dadurch in Gang gesetzt wer-den, dass eine Führungskraft die von ihr vertretenen Werte vorlebt. Vogel: Was müssen Politik und Gesellschaft tun, damit wieder mehr "Ethik im Business" gelebt werden kann und was kann jede(r) einzelne von uns tun?Dr. Kummert: Ich wünsche mir sowohl in Politik und Gesellschaft als auch im direkten Umgang miteinander eine deutlich bessere Gesprächs- und Streitkultur bezogen auf Ethik, Moral und Werteorientierung. Die meisten Unternehmen haben bereits einen Wertekodex, dem sie sich im Außen- wie im Innenverhältnis verpflichtet fühlen. Eine ethische Komponente fließt jedoch erst durch konkrete Handlungen einzelner Personen in das Geschäftsleben ein. Nur über die handelnden Personen wird die ethische Verfasstheit eines Unternehmens intern gelebt und in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Entsprechend wird ein Wertekodex nur dann als glaubwürdig empfunden, wenn er durch die Handlungen der Menschen wahrnehmbar ist. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass es nicht förderlich ist, wenn Wasser gepredigt und Wein getrunken wird. Vogel: Der Ethikverband der Deutschen Wirtschaft ist 2014 zum ersten Mal auf der women&work. Worauf freuen Sie sich am meisten?Dr. Kummert: Ich freue mich am meisten auf die Gespräche mit den Besucherinnen und Besuchern der women&work, darauf, auch kontroverse Diskussionen führen zu können und unterschiedliche Sichtweisen kennen zu lernen.Vogel: Vielen Dank, Frau Dr. Kummert, für das Interview.


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Auf der women&work treffen karriereorientierte Frauen das Who-is-Who der deutschen Unternehmen. Vorterminierte Vier-Augen-Gespräche, spannende Kontakte am Messestand und ein umfangreiches Kongress-Programm helfen den Besucherinnen beim persönlichen Networking und bei der erfolgreichen Karriereplanung.