Pressemitteilung, 24.04.2006 - 13:45 Uhr
Perspektive Mittelstand
Es gibt kein Leben ohne Risiko – Doch Unternehmer sollten nicht fahrlässig handeln
(PM) , 24.04.2006 - Bonn/Köln - Es gibt kein Leben ohne Risiko. Das wissen insbesondere Unternehmer, die ohne einen gehörigen Schuss Risikobereitschaft sicher nicht selbständig geworden wären. Sonst wären sie ja in den Öffentlichen Dienst gegangen. Doch auch ein Unternehmer sollte zwischen zwei Arten von Risiken unterscheiden: Zwischen denen, die man zwingend eingehen muss, um das eigene Geschäft voranzutreiben und am Markt zu bestehen. Und zwischen denen, die vermieden werden können und im schlimmsten Fall die eigene unternehmerische Existenz aufs Spiel setzen. Klischeevorstellungen zufolge sind Mitarbeiter von Versicherungsunternehmen grau gewandete Herren, die für Seriosität und Solidität stehen. Irgendwie denken wir alle an Herrn Kaiser aus der Fernsehwerbung. Die Realität sieht häufig etwas anders aus. Davon konnten sich die rund 150 Gäste einer Veranstaltung im Gebäude der IHK Köln www.ihk-koeln.de überzeugen, die unter dem Motto stand: „Aktiv Risiken managen – Es kann jeden treffen, doch unternehmerische Risiken sind beherrschbar“. Die Adressaten der Veranstaltung waren die Inhaber von Familienbetrieben oder Chefs von kleinen und mittelständischen Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern, die oft die Risiken unterschätzen, die ihnen täglich widerfahren können. Und zwar nicht aus purem Nervenkitzel, sondern wegen Überarbeitung oder Unkenntnis. Denn für einen Unternehmer ist das regelmäßige Gespräch mit dem Steuerberater oder Rechtsanwalt völlig normal. Der kontinuierliche Kontakt zum Vertreter einer Versicherung ist noch keine Normalität. Regelmäßiger Kontakt zum Versicherer sollte selbstverständlich sein Köln ist die deutsche Versicherungsmetropole. Allein 27.000 Menschen arbeiten dort in der Branche. In Kooperation mit der IHK Köln und den in der Domstadt ansässigen Versicherungsunternehmen AXA www.axa.de, Gerling www.gerling.de und Gothaer www.gothaer.de sollte die Informationsveranstaltung Unternehmern Hinweise, Denkanstöße und Handlungsempfehlungen für das betriebliche Risikomanagement vermitteln. Karl Marx legte einst seine „Kritik des Gothaer Programms“ der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands vor. Und an den Ausführungen von Werner Görg, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Versicherung, hätte der bärtige Kapitalismus-Feind wohl auch einiges auszusetzen gehabt. Denn Görg redete Klartext und bezeichnete es als eine Illusion, bei der Altersvorsorge nur auf den Staat zu setzen. „Die Altersvorsorge in Deutschland ist ohne private Basis nicht zu organisieren“, so sein Credo. Demographisch gesehen sei es mindestens 25 Jahre nach 12 in Deutschland. Viele Unternehmer hätten sich auf diese Situation noch nicht richtig eingestellt: „Während ein Arbeitnehmer seine Altersvorsorge auf die gesetzliche Rentenversicherung, die private Altersversorgung sowie, falls vorhanden, die betriebliche Altersvorsorge stützen kann, fallen zwei dieser Säulen beim Unternehmer weg.“ Das Thema Altersvorsorge sei gerade für Unternehmer von außerordentlicher Brisanz, werde aber kaum diskutiert. Außerdem machen sich viele Selbständige Illusionen. So funktioniert die Unternehmensveräußerung als Altersvorsorge oft nicht. Es ist ja der Traum fast jeden Unternehmers, dass der eigene Betrieb, den man vielleicht in Jahrzehnten mühsam aufgebaut hat, in der eigenen Familie bleibt. Nur: Geschieht die Unternehmensnachfolge auf diesem Wege, fließt oft kein Geld, da die Chefin oder der Chef die eigenen Kinder nicht zusätzlich finanziell belasten will. Wenn man keine eigenen Kinder hat oder diese sich nicht als Unternehmer eignen, sieht es meist auch nicht besser aus. Oft findet sich kein attraktiver Kaufinteressent, und Banken springen in einem solchen Fall auch nicht gerne als Finanzier ein. Eine Unternehmensveräußerung ist nur dann gut für die eigene Altersvorsorge, wenn das eigene Unternehmen schon frühzeitig fit gemacht wurde für die potenzielle Nachfolge. Die Braut muss halt beizeiten hübsch gemacht werden, sonst findet sie keinen Bräutigam. In diesem Fall sollten Unternehmer aktiv auf Versicherer zugehen, so wie sie es auch machen, wenn sie von ihrem Hausjuristen oder Steuerberater einen Rat benötigen. Es kann dann auch schon mal vorkommen, so Görg, dass ein Unternehmer von seinem Versicherer eine objektive Einschätzung haben will, ob der erstgeborene Sohn wirklich der richtige Kandidat für die Unternehmensnachfolge ist. Mit dem potenziellen Erben oder der eigenen Gattin, die natürlich voreingenommen ist, kann man darüber nicht so leicht sprechen wie mit einem neutralen Versicherer, den man schon seit Jahren gut kennt und dem man vertraut. Die Rürup-Rente Von der Riester-Rente haben fast alle Bundesbürger zumindest schon einmal gehört. Doch wie sieht es mit der so genannten Rürup-Rente aus? Görg erläuterte, was sich hinter diesem Begriff verbirgt: „Selbständige Gewerbetreibende können bis zu 20.000 Euro pro Jahr in eine private Rentenversicherung einzahlen und davon bis zu 62 Prozent steuerlich geltend machen. Bei Verheirateten verdoppelt sich der Betrag natürlich.“ Der Anteil, den man bei der Rentenauszahlung versteuern müsse, wurde vom Gesetzgeber von 27 auf 18 Prozent reduziert. Görg sprach auch noch einen weiteren Aspekt an. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, dass Unternehmen hochqualifizierte Mitarbeiter an sich binden. Dies sei nicht mehr nur dadurch möglich, dass die eigenen Angestellten den monatlichen Gehaltsscheck bekommen. Wer etwas in die betriebliche Altersversorgung der Mitarbeiter investiert, bindet sie an das eigene Unternehmen und tut sich damit selbst etwas Gutes. „Wir wollen mittelständischen Unternehmern eine Orientierung im Umgang mit versicherbaren Risiken geben“, sagte der zweite Referent Wolf-Uwe Dings, Vorstandsmitglied Gerling-Allgemeine Versicherungs AG. „Risikomanagement heißt, Risiken zu erkennen und abzusichern. Jedoch heißt absichern nicht immer gleich versichern. Denn die Versicherer bieten natürlich in erster Linie Versicherungslösungen an, oft aber auch Konzepte zum Risikomanagement“, so Dings weiter. Für kleine und mittelständische Unternehmen kämen Risiken aus drei verschiedenen Quellen. Neben Haftungsrisiken (also denjenigen, die mit den Produkten oder Dienstleistungen zusammenhängen) seien dies strafrechtliche sowie Kreditrisiken. Dings empfahl den Unternehmerinnen und Unternehmern zur Vorbeugung einen Kreislauf, bestehend aus drei Phasen: „Phase eins ist eine umfassende Analyse der Risiken. Sprich: Dinge identifizieren, die mich bei der Ausübung meiner Tätigkeit behindern beziehungsweise Schadenpotenziale zu minimieren.“ Daran schließe sich als zweite Phase die Steuerung der Risiken an. In Phase drei stehe dann die ständige Kontrolle der eingeleiteten Maßnahmen zur Risikoverminderung an. „Der Unternehmer sollte die Risiken anhand der Definition der Unternehmensziele feststellen“, empfahl Wolf-Uwe Dings. Auf dem Gebiet der Krankenversicherung informierte Gernot Schlösser die Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Region. Gesundheitsmanagement auf der einen Seite sowie Arbeitsunfähigkeit oder krankheitsbedingter Ausfall von Arbeitnehmern auf der anderen Seite seien die Fälle, in denen es für den Mittelstand wichtig sei, umfassend abgesichert zu sein. „In den gesundheitspolitisch eher unruhigen Zeiten ist es für jedes Unternehmen wichtig, gut gerüstet zu sein. Wir werden ein Modell bekommen, dass ganz anders sein wird als das, was bisher besprochen wurde“, sprach der Vorstandschef der AXA Krankenversicherung AG die bevorstehende Gesundheitsreform der Großen Koalition an. „Die Demographie bringt sachlogisch denkende Menschen, die es sich leisten können, weg von der gesetzlichen Krankenversicherung“, erläuterte Schlösser. „Versicherer bieten drei Bausteine an, die den Unternehmern zur Verfügung stehen: Firmenkonditionen im Gruppenvertrag, individuelle Firmenkonzepte sowie Stärkung der Mitarbeiterbindung.“ Für Unternehmer ergebe sich daher bei direkt auf die Belegschaft abgestimmte Gruppentarife ein immenses Einsparungspotenzial. Auch der Verwaltungsaufwand bleibe für das Unternehmen überschaubar, da alles zwischen Unternehmen und Mitarbeiter direkt abliefe. „Viel mehr mittelständische Unternehmen sollten auf Gesundheitsservice erster Klasse vertrauen“, so Schlösser. „Et hätt noch immer jot jejange“ gilt nur zur Karnevalszeit Der informative Teil des Abends ging dann über in eine halbstündige Darbietung des Bonner Improvisationstheaters „Springmaus“. Die drei Darsteller sind darauf gedrillt, auf nicht vorhersehbare Zuschauerwünsche spontan und witzig zu reagieren. Sie können nicht von einem auswendig gelernten Text zehren, sondern müssen sich in Windeseile etwas einfallen lassen. Da hat es der Unternehmer doch besser, der sich mit einem alljährlichen Termin beim Versicherer einen regelmäßigen Überblick darüber verschaffen kann, ob das eigene Risiko noch beherrschbar ist oder außer Kontrolle gerät. Zum Zahnarzt sollte man ja auch jedes halbe Jahr gehen, sonst bekommt man Zahnschmerzen oder Karies. Doch leider agieren viele Selbständige noch immer wie ein Trapezkünstler ohne Netz und doppelten Boden. Dieser weiß jedoch in der Regel um sein Risiko. Der Unternehmer aber wähnt sich in falscher Sicherheit und wacht dann irgendwann unliebsam auf. „Et hätt noch immer jot jejange“, sagt der Kölner. Doch dass Köln die Versicherungshauptstadt Deutschlands ist, zeigt, dass dieser Spruch nur Karneval gilt.