Früher sagte man etwas abfällig „Workaholics“ zu denen, die hochmotiviert Überstunden machten und auch im Urlaub immer erreichbar waren. Dann erkannte man, dass es tatsächlich so etwas wie Arbeitssucht gibt. Zwanghaftes Arbeiten und aktiv sein, bedeutet, genau wie beim Drogenkonsum, Kontrollverlust. Ob jemand arbeitssüchtig ist, so der renommierte Psychologie Professor Poppelreuter, bemisst sich aber nicht danach, wie viel jemand arbeitet, sondern warum. Sich in die Arbeit zu steigern kann auch eine Flucht sein vor anderen (Sinn-)Fragen. Da wird Freizeit dann als Entzug von der Droge Arbeit empfunden!
Ursachen
Keiner will eigentlich einen Burnout erleben, auch wenn das mittlerweile schon fast zum guten Ton gehört. Wer etwas auf sich hält, ist zumindest dauernd im Stress. Ein Erschöpfungszustand wie Burnout stellt sich nicht urplötzlich ein, sondern entwickelt sich meist über mehrere Jahre. Die ersten Anzeichen werden verdrängt, sind lästige Zipperlein. Die Selbstausbeutung geht weiter und dadurch nimmt der Leidensdruck langsam zu. Wir spüren uns oft erst wieder richtig, wenn es fast zu spät ist. Von Menschen in ihrer Umgebung werden Stressgeplagte und Burnout-Gefährdete häufig als wenig belastbar, unwirsch, selbstbezogen und selbstbemitleidend wahrgenommen.
Wir empfinden Stress, wenn die Anforderungen unserer Umwelt, im Job oder in der Familie, nicht mehr in einem (für uns) angemessen Gleichgewicht zu den eigenen Bedürfnissen stehen. Oft sind wir uns unseren Bedürfnisse aber gar nicht bewusst.
Stattdessen werden wir von unseren inneren Werten, wie Perfektion, Leistung, Disziplin, Verantwortung, usw. angetrieben. Sie sind die Grundlagen unserer Gedanken und Handlungen und führen zu Überlegungen wie:
Solche Glaubenssätze sind zwar nicht schlecht, denn sie zeugen von einem hohen Anspruch an die Qualität der eigenen Arbeit. Und es geht auch nicht darum, die mit solchen Glaubenssätzen assoziierten Werte komplett auszutauschen und der Mittelmäßigkeit zu frönen, zumal wir Anspannung und (positiven) Stress brauchen, um wirklich gut zu sein. Was aber offensichtlich fehlt, ist die Entspannung, die Balance, um all die tägliche Anspannung im Job wieder auszugleichen. Wir merken nicht, wie wir Raubbau an den eigenen Kräften betreiben, und wo die eigenen Grenzen sind. Da überschätzt man schon man leicht seine eigene Belastbarkeit. Die Zeiten, an denen wir bewusst die Batterien aufladen, zum Beispiel in der „Frei –Zeit“, werden daher immer seltener, bis wir ganz darauf verzichten.
Ein weiterer Aspekt sind natürlich auch die strukturellen Probleme in großen Unternehmen: Immer weniger Mitarbeiter, zu Tode konfigurierte Prozesse, diffuse Erwartungen der Chefs, ständige Änderungen von Strategien. All dies führt zu Multitasking, Prioritätenkonflikte, Information-Overload, und dem Gefühl, dass das eigene Tun immer sinnentleerter wird. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit- und Privatwelt. Dieses explosive Gemisch aus strukturellen und persönlichen Anforderungen führt schließlich zu dem Phänomen " Burnout"!
Im Grunde müssten Unternehmer und Manager genauso auf den Herzschlag ihres Unternehmens hören, wie jeder auf die Warnsignale seines Körpers achten sollte, denn oft sind auch da die Rhythmusstörungen schon deutlich wahrzunehmen. Aber bis dahin, - und damit meine ich eine grundlegende Veränderung unserer Arbeitswelt - ist jeder zunächst selber gefordert, mit dem Thema besser umzugehen.
Was also tun?
Bei allem Willen zum Erfolg vergessen wir uns zu fragen, ob wir auch glücklich dabei sind! Wir nehmen an, dass sich durch materiellen Erfolg auch automatisch Glück einstellen würde. Ein fataler Irrtum, der nicht nur den Körper und den Geist bis zur Erschöpfung nach vorne treibt, sondern dabei die Seele verhungern lässt. Erst wenn ich mir meiner selbst bewusster bin, mich annehmen und lieben kann, meine Talente und Träume lebe, dann habe ich eine Chance, glücklich zu werden.
Wer also nur ans Geldverdienen und Karrieremachen denkt, handelt in Wirklichkeit unökonomisch, weil er damit sein Lebensglück nicht maximiert. Er verhält sich ineffizient und zwar in dem Sinn, dass er seine vorhandenen Ressourcen nicht optimal nutzt. Mal abgesehen davon, dass viele dabei krank werden.
Bei der Reduzierung von Stress geht es also vor allem um folgende Aspekte:
Worum es also geht, ist das Streben nach Leistung und Erfolg mit der Fähigkeit zu Lebenskunst, zum Genuss und zur Gelassenheit zu verbinden - etwas, was die Franzosen so schön mit dem Begriff "Savoir-vivre" beschreiben.