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Fachartikel, 02.09.2013
Erfolgsfaktor Widerstandsfähigkeit
Resilienz - wir können mehr!
Manchem ist vielleicht der Neurobiologe Professor Gerald Hüther ein Begriff?! Sein wahrscheinlich größtes Verdienst ist es, dass er uns in unermüdlich bewusst macht, dass wir Menschen, im Gegensatz zu der Mehrzahl anderer Wesen auf diesem Planeten, in der Lage sind, unser gesamtes Leben lang etwas Neues zu erlernen. Sei es nun eine Sprache, einen Beruf oder eine neue Haltung.

Unser Wissen, welches in Form von neuronalen Strukturen verankert ist, kann jederzeit erweitert oder verändert werden. Entsprechend verändert sich dann auch unser Gehirn. Dieses Prinzip wird in der Neurobiologie als Neuroplastizität beschrieben. Sollten Sie also eher niedrige Werte im Bereich Selbstwirksamkeitsüberzeugung haben, sollten Sie sich das Prinzip der neuronalen Plastizität sehr genau vor Augen führen: wir Menschen haben nicht nur die Möglichkeit, unser externes Umfeld zu verändern, also beispielsweise den Job zu wechseln. Wir können auch uns selbst, unsere Art, Dinge und uns selbst zu sehen, verändern. Dies erscheint vor allem dann als sinnvoll, wenn wir inakkurat denken beziehungsweise die Art, wie wir denken, uns selbst oder anderen Menschen kurz-, mittel- oder langfristig Schaden zufügt. Entsprechend können wir auch lernen, neu oder anders zu denken, und vielleicht fällt ihnen an dieser Stelle auch eine Situation ein, in der Sie eine tiefe Erkenntnis hatten und quasi von einem Tag auf den anderen gelernt haben, etwas aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Vielleicht hat dies auch dazu geführt, dass Sie sich besser gefühlt haben und dass irgendetwas in Ihrem Leben plötzlich viel leichter, wie von selbst ging. Dann haben Sie das Phänomen der neuronalen Plastizität erlebt und tatsächlich Ihr Gehirn so benutzt, wie es von der Evolution scheinbar vorgesehen ist.

Wir wissen aus der Forschung, dass das Maß an Resilienz, welches ein Mensch besitzt, ganz entscheidend von seiner Art zu denken, von seinem Thinking Style abhängt. Vergessen Sie diese beiden Wörter bitte nicht. Am einfachsten kann man sich dies an dem bekannten Beispiel des halb vollen oder halb leeren Glases Wasser verdeutlichen. Oder füllen Sie doch einfach Ihr Lieblingsgetränk, also zum Beispiel einen sehr guten, seltenen und teuren Wein in dieses Glas. Was würden Sie davon halten, wenn nun zwei Menschen sich darüber streiten würden, ob das Glas Wein nun halb voll oder halb leer ist? Sie würden diese beiden Menschen wahrscheinlich für verrückt erklären beziehungsweise denken, dass dies doch vollkommener Blödsinn ist. Wieso? Weil natürlich beide Personen in der Situation recht haben. Entsprechend dürften beide Personen auch niemals zu dem Punkt kommen, dass der eine dem anderen recht gibt. Schließlich ist beides wahr. Entscheidend ist hier aber, wie sich die beiden Menschen mit ihrer Sichtweise, mit ihrem Thinking Style fühlen. Derjenige, der sieht, dass sein Glas noch halb voll ist, bezeichnen wir ihn mal als Optimisten, wird sich freuen und den Wein genießen. Der andere, bezeichnen wir ihn als Pessimisten, der das Glas schon halb leer sieht, wird bei jedem Schluck, den er nimmt, immer trauriger werden und es schade finden, dass sein Lieblingsgetränk immer mehr zur Neige geht. Vielleicht wird er sich auch über sich selbst ärgern, dass er den Wein zu schnell getrunken hat. Er wird also eine ganze Reihe negativer Gefühle empfinden und seinen Lieblingswein vielleicht auch nicht so genießen können wie sein optimistisches Pendant. Entscheidend an dieser Stelle ist also nicht, was wahr ist, sondern wie wir es selber sehen und uns damit fühlen.

Wir wissen aus der psychologischen Forschung, aber auch aus der Philosophie und der Religion, dass das Entscheidende nicht die wirklichen Tatsachen sind, sondern die Art und Weise, wie wir die Dinge sehen. Entsprechend zeichnen sich hoch resiliente Menschen durch ganz spezifische Denkstile aus, welche wiederum einen ganz entscheidenden Einfluss darauf haben, wie sie sich fühlen, was sie machen und wie sie von außen, also zum Beispiel von einem neuen potenziellen Kunden, ihren Mitarbeitern oder dem Personalleiter während eines Vorstellungsgesprächs wahrgenommen werden. Diese Denkstile führen also zu nichts anderem als zu einem tatsächlich von außen beobachtbaren Verhalten. Sie führen dazu, dass Menschen gelassen auf Drucksituationen reagieren, dass sie ihr Leben zuversichtlich anpacken, dass sie positiv auf Menschen wirken und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Natürlich gibt es nicht die eine richtige Art und Weise zu denken und es wäre ja auch sehr langweilig, wenn wir Menschen alle gleich denken würden. Wir wissen aber, dass wir Menschen, ganz im Gegensatz zu dem oben erläuterten Beispiel mit dem Glas Wein, bei dem der Pessimist ja wirklich recht mit seiner Behauptung hat, dass das Glas Wein halb leer ist, manchmal einfach ziemlichen Blödsinn denken oder zumindest Dinge denken, die außerordentlich unwahrscheinlich sind. Wir nennen dies dann ein inakkurates Denken und diese Art zu denken steckt voller Denkfallen. Dies wäre zum Beispiel der Fall bei dem Mann, dem übertriebenen Optimisten, der aus dem 50. Stockwerk eines Hauses fällt und sich beim 30. Stock denkt: »Bisher ist alles gut gegangen.« Dies wäre aber auch der Fall bei einem Menschen, der von sich selbst denkt, dass er zu nichts im Leben taugt, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass es stimmt, zwar gegeben, es aber doch außerordentlich unwahrscheinlich ist, dass er zu den wenigen Menschen gehört, die zu gar nichts taugen. Sofern es diese überhaupt gibt, was ich an dieser Stelle ausdrücklich verneinen möchte.

Dementsprechend ist eines der Hauptziele von Resilienztrainings und Resilienzcoachings genau dies: sich bewusst machen, wie wir als Menschen funktionieren, unsere Thinking Styles mal genauer unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, wo uns diese unterstützen, glücklich und erfolgreich machen und an welcher Stelle wir uns mit ihnen selbst im Wege stehen.

Es ist an dieser Stelle ganz entscheidend zu verstehen, dass es dabei niemals darum geht, in absoluter Art und Weise zu sagen, welcher Denkstil nun der richtige oder der falsche ist. Es geht darum, dass Sie für sich entscheiden, welcher der richtige ist. So kann beispielsweise ein Mensch, der eine Tendenz zum Pessimismus hat, sich eine Position und Aufgabe suchen, in der genau diese Fähigkeit gefragt ist, also zum Beispiel als Controller arbeiten oder aber als Ingenieur die Sicherheit eines Atomkraftwerkes überwachen. Entscheidend ist also, wie es Ihnen selbst mit Ihrem Denkstil geht. Wenn Sie also beispielsweise wenig realistische und damit inakkurate Versagensängste haben, können Sie für sich entscheiden, etwas an dieser inakkuraten Art zu denken zu verändern, oder aber sich eine Position  suchen, in der Sie wenig oder gar keine Verantwortung tragen. Tun Sie sich dann aber bitte den Gefallen, dies auch wirklich für sich zu akzeptieren und sich so anzunehmen, wie sie nun einmal sind.

Eine Ausnahme sei hier dennoch genannt. Diese Ausnahme ist dann gegeben, wenn Sie mit Ihrem Denkstil anderen Menschen Schaden zufügen. Wenn Sie also der Meinung sein sollten, dass Sie immer recht haben, dass andere Sie immer respektieren müssen, und es aufgrund dessen auch für richtig halten, beispielsweise als Vorgesetzter Ihre Mitarbeiter anzuschreien, dann empfehle ich Ihnen tatsächlich, etwas an Ihrem Denkstil und somit auch Ihrem Verhalten zu ändern. Sollten Sie dies nicht tun, empfehle ich Ihnen, sich zumindest nicht darüber zu wundern, dass Menschen Angst vor Ihnen haben, Sie nicht sonderlich mögen, Sie meiden und dass der Krankenstand in Ihrer Abteilung besonders hoch ist. Denn genau das ist allzu häufig zu beobachten: Diese Menschen benehmen sich wie echte Berserker und finden es trotzdem erstaunlich, dass sie nicht so gemocht werden, wie sie es sich wünschen. Häufig sehen sie dies dann sogar als Beweis dafür, dass »die anderen« es nicht verdienen, respektiert zu werden.

Schon erstaunlich, welche Denkweisen wir Menschen entwickeln können – oder?

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ZUM AUTOR
Über Dr. Denis Mourlane
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Dr. Denis Mourlane (http://www.mourlane.com) ist ehemaliger Stipendiat der Christoph-Dornier-Stiftung, Diplom-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut. Er unterstützt mit seiner Beratung seit über 10 Jahren internationale Unternehmen ...
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