Pressemitteilung, 10.07.2008 - 10:21 Uhr
Perspektive Mittelstand
Energieeffizienz: „Wer nicht saniert, verheizt sein Geld“
(PM) , 10.07.2008 - Wie man aus einer alten Hütte ein smartes „Drei-Liter-Haus“ machen kannBonn/Rheinbach – Wie man aus einer alten Hütte ein smartes „Drei-Liter-Haus“ machen kann, beschreibt Ansgar Lange in der aktuellen Ausgabe des Magazins Rathausconsult (Ausgabe 2/2008, S. 38-40) www.rathausconsult.de. Auch bei Mehrfamilienhäusern des kommunalen Wohnungsbestandes. Wer es in den eigenen vier Wänden gemütlich warm haben will, muss ordentlich ins Portemonnaie greifen. Die Heizkostenbelastung der deutschen Haushalte hat sich in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt fast verdoppelt. „Wer nicht saniert, verheizt sein Geld“, sagt daher Felicitas Krause, Energieexpertin bei der Deutschen Energie-Agentur (dena). Besserung ist nicht in Sicht, denn langfristig werden die Preise weiter anziehen. Doch man ist diesem Schicksal nicht hilflos ausgeliefert. Wer einem alten, unsanierten Eigenheim moderne Heizungstechnik, dichte Fenster und eine gute Dämmung spendiert, kann seinen Energieverbrauch nach Angabe der dena-Expertin um im Schnitt 80 Prozent senken. „Würden Sie einen Oldtimer fahren, der rund 40 Liter Sprit auf 100 Kilometer schluckt?“, fragt Dr. Stephan Schmidt, Bereichsleiter Kommunikation bei Evonik Wohnen. Evonik ist aus dem Ruhrkonzern RAG hervorgegangen und bündelt drei Sparten, die nicht zum traditionellen Bergbau zählen. Dazu gehören die Chemie der bisherigen RAG-Tochter Degussa, die Energie der Strom-Tochter Steag und der Immobilienbereich. Für den Essener Konzern ist der Megatrend Energieeffizienz einer der großen Wachstumstreiber der Zukunft. „Mit dem ‚Drei-Liter-Haus’ am Standort Düsseldorf hat das Unternehmen eines der sparsamsten Häuser Deutschlands realisiert – ein Pilotprojekt mit Vorbildcharakter“, erläutert Schmidt. Bei der Häuserzeile in Düsseldorf-Eller handelt es sich um eine Wohnanlage mit 24 Einheiten, die in den Jahren 1964 bis 1969 gebaut wurde. Die Wohngebäude sind Teil des Modellprojekts „Niedrigenergiehaus im Bestand“, das die dena in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung initiiert hat. Nach Abschluss der Modernisierungsarbeiten im vergangenen Jahr verfügt das Quartier über ein eigenes Miniblockheizkraftwerk, eine 144 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage sowie dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, einer Dreifachverglasung und einer Wärmedämmung der Außenwände. „Die Wohngebäude sind nach ihrer Modernisierung Niedrigenergiehäuser im besten Sinne des Wortes. So verringert sich der Primärenergiebedarf von 286 kWh pro Quadratmeter und Jahr auf nur 36,2 kWh. Dies entspricht einer Einsparung von 87 Prozent“, rechnet Evonik-Sprecher Schmidt vor. Damit liegen die modernisierten Mehrfamilienhäuser deutlich unter den Vorgaben der Energiesparverordnung (EnEV) für Neubauten. Außerdem sie die energetische Modernisierung auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Das „Drei-Liter-Haus“ in Düsseldorf reduziert den CO2-Ausstoß um 160 Tonnen im Jahr. Ölschlucker erzielen am Markt keinen guten Preis Viele Bürger scheuen jedoch die nötigen Investitionen für eine Sanierung. Bei der dena ist man hingegen davon überzeugt, dass sich die finanziellen „Opfer“ auf lange Sicht lohnen. Selbst wenn man von einer moderaten Steigerung der Energiepreise von nur fünf Prozent pro Jahr ausgeht, bewahrheite sich der Spruch, dass derjenige, der nichts unternimmt, sein Geld verheizt, so die Energieexpertin Kraus: „Auch aus wirtschaftlicher Sicht ist eine energiesparende Sanierung daher sehr sinnvoll. Zudem sichert sie den bleibenden Wert einer Immobilie. Ein Haus, das 4.500 Liter Öl im Jahr verbraucht, wird schon bald keinen guten Preis mehr am Markt erzielen.“ Doch noch besteht eine Informationslücke. „Dass die energetische Ertüchtigung unseres Altbaubestandes auch über die Förderung vieler Stadtwerke vorangetrieben wird, finde ich gut“, sagt NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU). Dass etliche Bürgerinnen und Bürger nichts davon wissen, findet die Ministerin weniger gut. So fördern die Stadtwerke Bielefeld den Klimaschutz durch Altbausanierung beispielsweise mit Zuschüssen von bis zu 4.500 Euro. In Aachen gibt es bei der energetischen Sanierung von Mehrfamilienhäusern sogar Zuschüsse in Höhe von bis zu 10.000 Euro. Die Energieversorger aus NRW bieten die unterschiedlichsten Angebot: Ob Wärmepumpe, energiesparende Haushaltsgeräte, Brennwerttechnik, kontrollierte Wohnungslüftung, Biogasanalage oder Solarkollektoren. Die Stadtwerke Duisburg unterstützen den Anschluss der eigenen Heizung an das dortige Fernwärmenetz mit 3.500 Euro. Das bundesweite Modellprojekt „Niedrigenergiehaus im Bestand“ hat einige erfolgreiche Sanierungen ermöglicht, die beispielhaft sind. So in Bedburg bei Köln. Jasmin Atarodi und ihr Mann haben lange nach einem geeigneten Haus gesucht, bis sie schließlich in Bedburg an der Erft fündig geworden sin. Ihr „Traumhaus“ ist ein zweigeschossiges Einfamilienhaus aus dem Jahr 1958. Vor der Sanierung befand es sich noch fast in seinem Ursprungszustand. Alle Maßnahmen, die bis dahin ergriffen worden waren, dienten ausschließlich der kurzfristigen Mängelbeseitigung. Im Jahr 1996 wurde lediglich die frühere Heizung (vermutlich Kohle) durch eine Ölheizung ersetzt. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wurde die Gebäudeaußenhülle mit einem 20 cm starken Wärmedämmverbundsystem gedämmt. Die Ölheizung von 1966 wurde durch eine Pellet-Heizung ersetzt. Als Verstärkung befindet sich unter dem Dach eine thermische Solaranlage zur Unterstützung der Warmwasserbereitung und der Heizung. Spülmaschine und Waschmaschine werden direkt mit warmem Wasser versorgt. Außerdem wurde eine feuchtegesteuerte Abluftanlage eingebaut. Die Modernisierung des Gebäudes wurde modellhaft von der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördert. Auch in Ostwestfalen spart man Energie. Die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft BGW – größter Immobiliendienstleister der Region Ostwestfalen-Lippe – hat in den Jahren 2004/2005 ein Gebäude mit den neuesten Passivhaustechnologien ausgestattet. Das Acht-Familienhaus aus dem Jahr 1956 wurde im Rahmen der ersten Projektphase des dena-Programms „Niedrigenergiehaus im Bestand“ zu einem „Drei-Liter-Haus“ modernisiert, das einen Energiebedarf von drei Litern Öl pro Quadratmeter und Jahr aufweist. In Bielefeld wollte man unter besonders ungünstigen Bedingungen zeigen, dass eine drastische Reduzierung des Energieverbrauchs möglich ist. Und wie gelangt man an die Fleischtöpfe, um aus der alten Hütte ein Energiesparhaus zu machen? Bei vielen Eigenheimen lohne sich eine Sanierung, um die Heizkosten zu senken, da der Staat die Besitzer mit Zuschüssen und günstigen Darlehne unterstütze, schreibt die Süddeutsche Zeitung (SZ). So offeriert die staatliche Förderbank KfW eine Vielzahl von Programmen. Das wichtigste ist das CO2-Gebäudesanierungsprogramm. „Für die Altbausanierung kann ein Eigentümer pro Wohneinheit einen Kredit von bis zu 50.000 Euro erhalten und zusätzlich einen Tilgungszuschuss von bis zu 12,5 Prozent“, so die SZ. Alternativ erhalten Hausbesitzer auch direkte Zuschüsse. Diese sind insbesondere für Eigentümer von selbstgenutzten oder vermieteten Ein- und Zweifamilienhäusern und Eigentumswohnungen gedacht. Neben dem CO2-Projekt offeriert die KfW das Programm „Wohnraum Modernisieren“, das sich auch zur Sanierung von Häusern eignet, die erst nach 1994 gebaut wurden. Des weiteren gibt es ein Programm, das beim ökologischen Bauen von neuen Häusern hilft. Wer hier nach näheren Informationen sucht, kann sich an die Energieberatung der Verbraucherzentralen (www.verbraucherzentrale-energieberatung.de) wenden oder online unter www.kfw.de stöbern. Über die Förderprogramme der Länder und Kommunen geben die Seiten www.zukunft-haus.de und www.baufoerderer.de Auskunft. Wer Energie spart, gewinnt Werte Altbausanierungen sind eine Investition in die Zukunft, davon ist Dr. Peter Schörner, Geschäftsführer der Evonik Wohnen GmbH überzeugt. Sein Unternehmen investiere in Projekte wie das „Drei-Liter-Haus“, weil energetisch orientierte Modernisierungen für Evonik strategische Investitionen seien. „Und mit der energetischen Modernisierung erschließen wir für unsere Mieter so ein enormes Sparpotenzial“, so Schörner. Wer seine alte Hütte energetisch annähernd auf Neubauniveau bringe, tue auch etwas für die eigene Gesundheit und die der Mieter: Durch den hervorragenden Wärmeschutz erreichen Niedrigenergiehäuser ein angenehmes Wärmestrahlungsklima, das sich neuesten Erkenntnissen zufolge etwa positiv auf rheumatische und allergische Erkrankungen auswirken soll. Auf jeden Fall sorgt es für Behaglichkeit und Wohlbefinden.“ Aus Schluckspecht wird Sparfuchs Und auch in barer Münze zahle sich eine solche Modernisierung aus, denn technisch, optisch und energetisch zeitgemäße Wohnkonzepte tragen laut Schörner zu einer hohen Mietstabilität bei und machen das Produkt Mietwohnung erst attraktiv. Energetische Sanierung sei in Zeiten knapper Ressourcen ein absolutes Muss. Die Kunden belohnten dies: „Wir haben heute schon außerordentlich treue Mieter. Das zeigt sich in einer im Branchenumfeld ausgezeichneten Leerstandsquote. Nicht nur, weil wir mit einem angemessenen Preis-Leistungsverhältnis am Markt überzeugen, sondern weil wir ja auch ideelle Werte umsetzen und ein Stück weit mehr Lebensqualität bieten.“ Evonik wirbt mit dem Slogan „Aus Schluckspecht wird Sparfuchs“, was bei einer Einsparung von fast 90 Prozent Energie beim „Drei-Liter-Haus“ wohl gerechtfertigt erscheint. Bei den meisten Sanierungen geht es darum, ein sowohl energetisch vorbildliches und optisch ansprechendes als auch ökonomisch tragfähiges Konzept zu erarbeiten. Damit will man unter anderem die Mieterfluktuation auf Dauer gering halten. Im Rahmen der energetischen Sanierung der Prae-Bau-Siedlung in Dortmund Mengede wurden beispielsweise rund 13,2 Millionen Euro investiert. Damit wurde unter anderem eine zeitgemäße Dämmung der Gebäude sowie ein Blockheizkraftwerk finanziert. Mitfinanziert wurden die Sanierungsmaßnahmen durch Kredite aus dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm und dem CO2-Minderungsprogramm der KfW. Die EnergieAgentur.NRW war beratend tätig.