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Eliteerziehung im Luxusinternat - ein neuer Trend?

Trotz der Missbrauchsskandale der letzten Monate scheinen sich Luxusinternate wachsender Beliebtheit zu erfreuen. Sind Institute wie Salem, Luisenlund oder Neubeuern die Erziehungsstätten einer neuen Elite?
(PM) Ulrichstein, 07.05.2008 - Noch bis Ende des vergangenen Jahrzehnts häuften sich apokalyptische Szenarien und Skandalberichte in den Medien, sah die „Welt am Sonntag“ gar den Untergang der gesamten Internats-Branche voraus. Salem & Co. hatten nicht nur ständig eine schlechte Presse, sondern genossen bei Eltern wie bei SchülerInnen auch einen miserablen Ruf.

Doch ganz plötzlich nun macht die frohe Kunde von einem „Imagewandel“ der Internate die Runde. Aus pädagogischen Lazaretten für Erziehungsschwierige und Schulversager, so jubeln Privatschulverbände und gewerbsmäßige Internatsvermittler, seien boomende Eliteschulen geworden, in die die obere Mittelschicht ihren Nachwuchs vor den PISA-maroden Staatsschulen rette. Selbst ein mäßiger Abschluss an einem sozial exklusiven Nobel-Institut wie Salem, Louisenlund oder Neubeuern, so heißt es, sei dem 1,0-Abitur an einer x-beliebigen Staatsschule überlegen, weil die Nobel-Absolventen mit Hilfe ihrer Netzwerke später in bessere berufliche Positionen gelangten.

Hinter derartigen Parolen, die nun schon seit Jahrzehnten die Pressearchive füllen, stecken PR-Kampagnen, mit denen man alle drei bis fünf Jahre die eher verhaltene Nachfrage nach Internatserziehung anzuheizen hofft. Belege für die karrierefördernde Wirkung einer Elite-Erziehung im Luxus-Internat gibt es indessen nicht. Die Zeiten, da solche Nobelinternate gekrönte Häupter und Industriekapitäne hervorbrachten, scheinen längst Geschichte zu sein. Wer heute nach prominenten Absolventen forscht, stößt bestenfalls auf ein paar B-Promis, die sich für den Tierschutzgedanken entblößen, den Roman der Generation Vollrausch schreiben oder sich werbeträchtig in Mousse au Chocolat wälzen.

Die edlen Wohnschulen, die sich abstiegshysterischen Mittelschichteltern als neue Karriereschmieden andienen, sind längst selbst Opfer des globalisierten Wettbewerbs geworden. Die Konkurrenz mit ähnlichen Instituten in England, der Schweiz oder in Übersee ist knallhart geworden. In Scharen wandert die angestammte Kundschaft mittlerweile ins Ausland ab, vor allem deshalb, weil dort noch Zucht und Ordnung herrschen. Verzweifelt grast man getreu der Devise: "Geld stinkt nicht" inzwischen Drittweltländer und das zerfallene Sowjetreich ab, um unter den "neuen Reichen" zahlungskräftige Kunden zu keilen. Fast ein Drittel der Salemer Kundschaft etwa kann bereits den vollen Pensionspreis nicht mehr aufbringen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Internat verringert sich stetig. Erst kürzlich trat Salem-Leiterin Haberfellner mit Überlegungen an die Öffentlichkeit, einen Fonds für Kinder zahlungsunfähig gewordener Eltern zu gründen. Das klingt nicht gerade nach einem Boom.

Neugründungen preiswerter staatlicher Internate für Hochbegabte oder hoch Befähigte haben den Druck auf die alten Eliteinternate weiter verstärkt, die im Hinblick auf das akademische Niveau durchweg nicht mithalten können und sich darum gern in Neudefinitionen des Elitebegriffs („Verantwortungselite“) flüchten, durch die dieser dann allerdings nahezu beliebig wird. Begabte Mädchen und Jungen, die wirklich „etwas drauf“ haben, stellen sich den Auswahlverfahren in Schulpforta, St. Afra, Schloss Hansenberg oder an der neueröffneten internationalen Abteilung des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Kaiserslautern.

Wer sich gezielt mit Karriere- und Eliteforschung auseinandersetzt, findet wenig Bestätigung für die Werbeargumente sozial exklusiver Eliteinternate. Ihr aristokratischer Elitebegriff und ihr Netzwerkdenken passen nicht mehr in die Zeit. Ein System von Eliteschulen und –universitäten, über das der Elite-Nachwuchs rekrutiert wird, gibt es in der Bundesrepublik nicht. Längst hat sich daher die Heranbildung der Wirtschaftselite internationalisiert.

Im Deutschland der Nach-Wende-Zeit regt sich mittlerweile erheblicher Unmut über die fehlende Durchlässigkeit und soziale Ungerechtigkeit des Bildungswesens. Da werden sich bald vielleicht nicht einmal mehr die Leuchtturmprojekte staatlicher Hochbegabtenförderung politisch durchsetzen lassen, die viele Millionen verschlingen, aber nur einer Minderheit zugute kommen. Erst recht steht dann auch die erhebliche Bezuschussung privater Nobelinternate aus Steuermitteln zur Disposition. Letztere kommen nämlich weder ohne die öffentliche Alimentierung aus Steuermitteln noch ohne die erheblichen Pensionsgelder und Spenden ihrer besserverdienenden Kundschaft aus. Dies macht Salem & Co. besonders angreifbar; denn hier wird mit öffentlichem Geld ein sozial exklusives Schulangebot für ohnehin Privilegierte erhalten, das seine Existenzberechtigung kaum durch herausragende Leistungen seiner Absolventen nachweisen kann.
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