Pressemitteilung, 21.09.2011 - 19:51 Uhr
Perspektive Mittelstand
Die 10-20-Regel in der Migräne- und Kopfschmerztherapie
(PM) Kiel, 21.09.2011 - Die Zunahme und Verstärkung von Kopfschmerzen aufgrund von Übergebrauch von Schmerzmitteln oder Triptanen müssen immer dann vermutet werden, wenn Akutmedikamente an mehr als zehn Tagen pro Monat erforderlich werden, gleichgültig, welche Dosis dabei verwendet wird. Prof. Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel (www.schmerzklinik.de) hat daher die »10-20 Regel« zum Vermeiden und Erkennen von Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK) entwickelt: -Schmerzmittel und spezifische Migränemittel (die sog. Triptane) sollten maximal an 10 Tagen pro Monat verwendet werden. 20 Tage im Monat sollten also frei von deren Einnahme sein. Bei dieser Regel werden nicht die an den 10 Tagen verwendeten Tabletten gezählt, sondern nur der jeweilige Tag, unabhängig von der eingenommen Menge.Das bedeutet auch: Besser einmal richtig behandeln, als häufig nur ein bisschen. Aus diesen Gründen ist die Erfassung der Kopfschmerzen im Monatsverlauf mit einem Schmerzkalender für eine zeitgemäße Kopfschmerztherapie unerlässlich.Die wenigsten Menschen kommen auf die Idee, dass ihr Kopfschmerz durch die regelmäßige Einnahme von Kopfschmerzmedikamenten in seiner Häufigkeit, Hartnäckigkeit und Dauer zugenommen haben könnte. Im Gegenteil versuchen die Betroffenen sogar ständig, das eine Medikament zu finden, das all ihre Beschwerden löst. Aus diesem Grunde werden sehr häufig die Medikamente gewechselt und neue Substanzen ausprobiert.Sollte es doch zum „MÜK“ gekommen sein, ist eine Medikamentenpause unerlässlich. Im englischen Sprachraum wurde dafür das Wort “drug-holiday”, Medikamentenferien, geprägt. In der ersten Phase der Behandlung wird der Patient sehr ausführlich über die Mechanismen der Kopfschmerzentstehung und die Effekte der Dauereinnahme der Medikamente aufgeklärt. Darüber hinaus wird der Patient natürlich ausführlich über die weitere Behandlung während der Medikamentenpause informiert.In spezialisierten Kliniken – wie z.B. in der Schmerzklinik Kiel – wird die Dauereinnahme der Kopfschmerzmedikamente beendet. Zur Beseitigung des darauf einsetzenden Umstellungskopfschmerzes erhält der Patient Medikamente, welche die verbrauchten Botenstoffe wieder vermehrt zur Verfügung stellen. Begleitend werden dem Patienten in einem intensiven verhaltensmedizinischen Programm Konzepte vermittelt, um den Kopfschmerzen durch nicht-medikamentöse Maßnahmen vorzubeugen. Darüber hinaus lernt der Patient auch den angemessenen Umgang mit Kopfschmerzmedikamenten, so dass der Betroffene anschließend in der Lage ist, Medikamente gezielt und richtig dosiert einzusetzen. Ein Nachsorgeprogramm, auch unter Mitwirkung von Austausch im Internet (www.headbook.me), vermittelt Wissen und schützt gegen erneutes Entstehen eines MÜK.


ANSPRECHPARTNER/KONTAKT

Schmerzklinik Kiel
Herr Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Hartmut Göbel
Heikendorfer Weg 9-27
24149 Kiel
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www.schmerzklinik.de/


ÜBER SCHMERZKLINIK KIEL

Die Schmerzklinik Kiel wurde als wissenschaftliches Modellprojekt 1997 gegründet und beschritt mit dem Beginn der Patientenversorgung 1998 neue Wege in der Schmerztherapie. Der Behandlungsschwerpunkt zielt auf chronische neurologische Schmerzerkrankungen, insbesondere Migräne- und chronische Kopfschmerzen. Ziel der Klinik ist, das gesamte Wissen, das für die Versorgung von chronischen Schmerzen verfügbar ist, unmittelbar zur Anwendung zu bringen und hochspezialisiert die Belange von Menschen mit chronischen Schmerzen zu berücksichtigen. Auch der Erforschung von neurologischen Schmerzerkrankungen, Migräne und anderen Kopfschmerzen gilt die zentrale Aufmerksamkeit, um die zukünftige Behandlung weiter zu verbessern. Die externe wissenschaftliche Begleitforschung der Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen GSbG bestätigte, dass mit dieser Konzeption Schmerzen nachhaltig gelindert, soziale und berufliche Tätigkeiten wieder aufgenommen und die direkten und indirekten Kosten chronischer Schmerzerkrankungen deutlich gesenkt werden können. In den vergangenen 10 Jahren wurden über 10 000 stationäre und über 50 000 ambulante Behandlungen durchgeführt. Mehr als 70% der behandelten Patientinnen und Patienten kommen überregional aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. Das Konzept nahm moderne Entwicklungen in der Medizin voraus, insbesondere die integrierte Versorgung. Integrierte Versorgung (IV) bedeutet, dass die Behandlung nicht durch Fachgrenzen eingeschränkt wird. Auch die Abschottung von ambulanten und stationären Versorgungsbereichen wird aufgehoben. Experten der verschiedenen medizinischen Fachgebiete wirken zusammen, um mit zeitgemäßen Methoden optimal koordiniert zu behandeln. Die ambulante und stationäre Behandlung funktioniert nicht losgelöst nebeneinander, sondern ist vernetzt und aufeinander abgestimmt. Möglich ist dadurch eine Behandlung auf neuestem Stand und ohne Schranken. Das im Jahre 2007 mit der Techniker Krankenkasse initiierte Behandlungsnetzwerk greift diese Erfahrungen für die Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen auf und nutzt sie bundesweit. Dazu wurde erstmals ein flächendeckendes koordiniertes Versorgungsnetzwerk geschaffen, um die Behandlungsqualität überregional zu verbessern. Die Schmerzklinik Kiel übernimmt dabei die Koordination des Netzwerkes, die umfassende Information der Patienten, die Fortbildung und den Erfahrungsaustausch der Therapeuten. Mit der AOK Schleswig-Holstein wurde eine landesweite koordinierte Versorgung entwickelt. Zahlreiche weitere regionale und überregionale Krankenkassen nutzen diese innovativen Versorgungskonzepte für ihre Versicherten.