Pressemitteilung, 18.08.2006 - 12:39 Uhr
Perspektive Mittelstand
Deutsche Top-Manager sollen nicht mehr auf Udo Jürgens hören – Diskussion über Altersgrenzen für Führungskräfte in vollem Gang
(PM) , 18.08.2006 - Bonn/Düsseldorf – Udo Jürgens kündigte es schon vor Jahrzehnten an: Mit 65 ist noch lange nicht Schluss. Das mag für Schlagersänger gelten, für Top-Manager in Zukunft vielleicht nicht mehr. Nach einem Bericht des Handelsblattes www.handelsblatt.de führen immer mehr Unternehmen Altersgrenzen für ihre Führungskräfte ein. Dies mag auf den ersten Blick verwundern, denn die Bundesregierung hat sich erst vor kurzem darauf verständigt, dass Arbeitnehmer demnächst bis 67 arbeiten sollen. Für Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder gibt es keine feste Altersgrenze. Der „Fall Panke“ habe eine rege Diskussion darüber entfacht, wann Manager zum letzten Mal aus der Bürotür gehen sollen. Eigentlich wäre der Vertrag des BMW-Chefs www.bmw.de Helmut Panke noch bis zur Hauptversammlung im Frühjahr 2007 gelaufen. Doch der Aufsichtsrat habe auf eine interne Altersgrenze von 60 Jahren und einen Wechsel entschieden. „Wir sind gegen pauschale Altersbegrenzungen“, sagte Walter Jochmann, Geschäftsführer der Managementberatung Kienbaum www.kienbaum.de gegenüber dem Handelsblatt. Nicht das Lebensalter, sondern Kriterien wie Erfolg, erreichte Ziele und körperliche Fitness sollten für den Aufsichtsrat maßgeblich sein, ob er den Vertrag mit einem Vorstandschef verlängere. „Bevor jemand mit 60 rausmuss und es keinen geeigneten Nachfolger gibt, soll der Chef lieber weitermachen.“ Aber es gibt auch andere Stimmen. Ohne feste Grenzen, so ihre Argumentation, hätten es Unternehmen schwer, sich von ihren Chefs zu trennen, wenn diese auf ihren Stühlen klebten. Auffällig sei, dass sich immer mehr Unternehmen Altersgrenzen für ihre Führungsetagen auferlegten, so die Wirtschaftszeitung. Beim Vorstand gelte in den meisten Fällen 65, bei Aufsichtsräten sind es 70, 72 und in einem Fall (Henkel) 75 Jahre. „Es gibt hier kein Pauschalrezept. Konrad Adenauer wurde erst mit 73 Jahren Kanzler und versah sein Amt mit einigem Erfolg über 14 Jahre. Manche Jungpolitiker von heute wirken schon mit Anfang 30 ausgebrannt. Meiner Meinung nach muss es immer wieder Ausnahmen geben können, denn es wäre doch absurd, auf einen Top-Manager zu verzichten, nur weil er biologisch über 60 Jahre alt ist. Generell sollte der Übergang von der Berufstätigkeit in den Ruhestand fließender und flexibler gestaltet werden, egal, ob es sich um Arbeitnehmer oder um Vorstände handelt“, meint Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash www.harveynash.de. Ob Udo Jürgens als Maßstab für das deutsche Top-Management noch relevant ist oder nicht, wird sich also vielleicht auch weiterhin von Fall zu Fall entscheiden. Experten warnen daher auch vor der Illusion, „per Autopilot alles regeln zu können“.