Pressemitteilung, 02.10.2011 - 16:42 Uhr
Perspektive Mittelstand
Chronische Migräne: Diagnose und Entstehung
Als die International Headache Society im Jahre 1988 die erste Ausgabe der Internationalen Kopfschmerzklassifikation (ICHD-I) publizierte, fand sich unter den aufgeführten 165 Diagnosen keine Erwähnung einer chronischen Migräne.
(PM) Kiel, 02.10.2011 - Die Migräne wurde als episodische Kopfschmerzform klassifiziert. Eine Subform der Migräne, die täglich oder nahezu täglich besteht, wurde nicht definiert. Hingegen wurde bereits in der ICHD-I ein Kopfschmerz bei chronischem Substanzgebrauch klassifiziert. Die diagnostischen Kriterien für einen solchen medikamenteninduzierten Kopfschmerz forderten Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen pro Monat mit täglicher Substanzeinnahme in einer bestimmten Mindestdosis für mehr als drei Monate und Remission des Kopfschmerzes innerhalb eines Monats nach Substanzentzug. Die Diagnose konnte erst dann gestellt werden, wenn ein entsprechender Substanzentzug erfolgreich durchgeführt wurde. Als zweiter chronischer Kopfschmerztyp wurde in der ICHD-I schließlich ein chronischer Kopfschmerz vom Spannungstyp definiert. Das Klassifikationsprinzip der ICHD-I sah multiple Diagnosen mit Differenzierung verschiedener Kopfschmerzerkrankungen vor, die Grundlage für eine gezielte Behandlung sein sollten. Ein typischer Patient einer Kopfschmerzspezialsprechstunde mit täglichen Kopfschmerzen erhielt damals die drei Diagnosen einer Migräne, eines chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyps und vor Durchführung einer Medikamentenentzugsbehandlung die Verdachtsdiagnose eines Kopfschmerzes bei chronischem Substanzgebrauch.Eine Subdifferenzierung in eine chronische Migräne mit mindestens 15 Migränetagen / Monat, die nicht durch einen andere Störung oder einen Medikamentenübergebrauch zu erklären sei, erfolgte 2004 in der 2. Auflage, der ICHD-II. Parallel wurde in den USA das Konzept des chronic daily headache oder der transformed migraine verbreitet. Mit letzterer Diagnose wurde der Übergang von einer episodischen in eine chronische Verlaufsform der Migräne beschrieben – unabhängig vom Vorliegen eines Medikamentenübergebrauchs. Noch immer ist eine weltweit akzeptierte Einigung auf eine einheitliche Diagnose der chronischen Migräne und auch eines Kopfschmerzes bei Medikamentenübergebrauch nicht gegeben.


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Chronische Migräne und Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch (PDF, 435,71 KB)

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ÜBER SCHMERZKLINIK KIEL

Die Schmerzklinik Kiel wurde als wissenschaftliches Modellprojekt 1997 gegründet und beschritt mit dem Beginn der Patientenversorgung 1998 neue Wege in der Schmerztherapie. Der Behandlungsschwerpunkt zielt auf chronische neurologische Schmerzerkrankungen, insbesondere Migräne- und chronische Kopfschmerzen. Ziel der Klinik ist, das gesamte Wissen, das für die Versorgung von chronischen Schmerzen verfügbar ist, unmittelbar zur Anwendung zu bringen und hochspezialisiert die Belange von Menschen mit chronischen Schmerzen zu berücksichtigen. Auch der Erforschung von neurologischen Schmerzerkrankungen, Migräne und anderen Kopfschmerzen gilt die zentrale Aufmerksamkeit, um die zukünftige Behandlung weiter zu verbessern. Die externe wissenschaftliche Begleitforschung der Gesellschaft für Systemberatung im Gesundheitswesen GSbG bestätigte, dass mit dieser Konzeption Schmerzen nachhaltig gelindert, soziale und berufliche Tätigkeiten wieder aufgenommen und die direkten und indirekten Kosten chronischer Schmerzerkrankungen deutlich gesenkt werden können. In den vergangenen 10 Jahren wurden über 10 000 stationäre und über 50 000 ambulante Behandlungen durchgeführt. Mehr als 70% der behandelten Patientinnen und Patienten kommen überregional aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland. Das Konzept nahm moderne Entwicklungen in der Medizin voraus, insbesondere die integrierte Versorgung. Integrierte Versorgung (IV) bedeutet, dass die Behandlung nicht durch Fachgrenzen eingeschränkt wird. Auch die Abschottung von ambulanten und stationären Versorgungsbereichen wird aufgehoben. Experten der verschiedenen medizinischen Fachgebiete wirken zusammen, um mit zeitgemäßen Methoden optimal koordiniert zu behandeln. Die ambulante und stationäre Behandlung funktioniert nicht losgelöst nebeneinander, sondern ist vernetzt und aufeinander abgestimmt. Möglich ist dadurch eine Behandlung auf neuestem Stand und ohne Schranken. Das im Jahre 2007 mit der Techniker Krankenkasse initiierte Behandlungsnetzwerk greift diese Erfahrungen für die Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen auf und nutzt sie bundesweit. Dazu wurde erstmals ein flächendeckendes koordiniertes Versorgungsnetzwerk geschaffen, um die Behandlungsqualität überregional zu verbessern. Die Schmerzklinik Kiel übernimmt dabei die Koordination des Netzwerkes, die umfassende Information der Patienten, die Fortbildung und den Erfahrungsaustausch der Therapeuten. Mit der AOK Schleswig-Holstein wurde eine landesweite koordinierte Versorgung entwickelt. Zahlreiche weitere regionale und überregionale Krankenkassen nutzen diese innovativen Versorgungskonzepte für ihre Versicherten.