Pressemitteilung, 15.08.2007 - 12:13 Uhr
Perspektive Mittelstand
China zieht an Deutschland vorbei – Verlust des Titels Exportweltmeister droht
(PM) , 15.08.2007 - Von Sabine Sohn Bonn/Düsseldorf – China wird an Deutschland vorbeiziehen. Was im Medaillenspiegel von olympischen Sommerspielen schon Gang und Gäbe ist, wird auch im Ranking der großen Wirtschaftsnationen passieren. Sogar in Sachen Bruttoinlandsprodukt liegt der Gigant aus Asien nur noch ganz knapp hinter Deutschland. Was das Wirtschaftswachstum angeht, so legten die Chinesen im zweiten Quartal 2007 mit einem Wachstum von 11,9 Prozent das beste Ergebnis der vergangenen zwölf Jahre vor. Und auch den Titel des Exportweltmeisters, den die Medien hierzulande jährlich mit großem Stolz verkünden, wird Deutschland in naher Zukunft verlieren, erwarten die Experten. „Die chinesische Wirtschaft wird im Laufe dieses Jahres mehr Güter und Dienstleistungen produzieren als Deutschland“, sagt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) www.bvmwonline.de. Italien, Frankreich und Großbritannien sind die prominentesten Geschlagenen, die China bereits überholt hat. Lediglich für die USA und Japan hat es bisher noch nicht gereicht. Seit 1999 befinden sich das Reich der Mitte auf der Überholspur. Seitdem wächst die chinesische Volkswirtschaft jährlich mit Raten von mehr als zehn Prozent. Und die Zahlen, die die dortige Wirtschaft in die diversen Rankings einsortieren, müssen ständig nach oben verbessert werden. Wie Ende 2005, als die chinesischen Statistiker vermeldeten, ihre Wirtschaftsleistung sei um ganze 16,8 Prozent größer als bis dahin angenommen. Unterschätzt haben die Statistiker die Produktion im Dienstleistungs- und im Privatsektor, lautete die Begründung. Und für das Jahr 2006 wurde die Wirtschaftwachstumsrate von 10,7 auf 11,1 Prozent korrigiert. „Das zeigt ganz deutlich, dass mit China nicht ein Gigant heranwächst, sondern längst am Wettbewerb teilnimmt“, so Ohoven. Deutschland wird aller Voraussicht nach den Platz drei der großen Wirtschaftsnationen verlieren, weil wohl in China das Bruttoinlandsprodukt deutlich nach oben korrigiert werden muss. Denn eine Studie will herausgefunden haben, dass die Stadtbevölkerung in China offenbar bis zu 75 Prozent mehr verdient, als in den bisherigen Berechnungen zu Grunde gelegt wurde. „Allerdings ist er Verlust des dritten Platzes für Deutschland kein Beinbruch. Denn die chinesischen Zahlen kommen mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen zustande, Deutschland ist dagegen mit gut 80 Millionen Einwohnern ein Zwerg“, so Ohoven. Und rechne man die Wirtschaftsleistung pro Kopf aus, „dann belegt Deutschland immer noch einen Spitzenplatz“. Die Chinesen liegen in diesem Ranking nur auf Platz 89. „Und ein so gigantisches Wirtschaftswachstum wie in China fordert auch Opfer, wie zum Beispiel große Umweltschäden“, so Ohoven weiter. In der Tat wirkt sich die große Verschmutzung negativ aus. Einem Bericht der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) www.oecd.org zu Folge würden immer mehr Menschen in China krank und arbeitsunfähig. Zurückzuführen sei dies auf die massive Verseuchung von Luft, Wasser und Boden. Weiterhin sorge China für steigende Preise auf dem Rohstoffmarkt, so Ohoven. „China und andere Schwellenländer sorgen für eine starke Nachfrage. Der weltweite Handel mit Öl, Metallen und Agrargütern boomt also weiter und lässt den Bedarf an entsprechenden Frachtschiffen und Tankern weiter kräftig expandieren.“