Pressemitteilung, 07.03.2006 - 15:21 Uhr
Perspektive Mittelstand
„Bollywood“ bringt ausländische Anleger ins Schwärmen – Doch Experten warnen vor einer Spekulationsblase
(PM) , 07.03.2006 - Bonn/Düsseldorf – Indien ist im Kommen. Die größte Demokratie der Welt wird nicht nur von US-Präsident George Bush als eine Macht eingeschätzt, die in den nächsten Jahrzehnten in der Weltpolitik ein kräftiges Wort mitreden wird. Doch auch Indiens Kapitalmarkt beflügelt die Fantasie der Börsenexperten und ausländischen Anleger. Im Februar 2006 jagte der Sensitive-Index (Sensex) der 30 größten Börsen notierten Titel an der fast 130 Jahre alten Börse von Mumbai – vormals Bombay – von einem Rekord zum nächsten. „Indien ist ein Land der Extreme“, schreibt der Wiener Standard www.standard.at. Auf der einen Seite werde ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von acht Prozent erwartet. Die Hoffnungen auf zweistellige Wachstumsraten und massive Kapitalzuflüsse durch ausländische Investmentfonds hätten dem Land zu einem Boom verholfen, der weiter anhalte. Auf der anderen Seite steht die Infrastruktur kurz vor einem Kollaps. Doch ob die Aussichten des riesigen Landes weiterhin so gut sind, hängt entscheidend davon ab, ob die Großdemokratie diese Probleme in den Griff bekommt. Die Schwelleländer bleiben insgesamt interessante Investitionsziele. Brasilien, Russland, Indien oder China – die vier BRIC-Länder stehen für Wachstum und Dynamik, wie man sie im „alten Europa“ nicht mehr findet. „Natürlich wird es auch in den Schwellenländern Einbrüche geben. Bei einigen Experten gilt beispielsweise Indien bereits jetzt als Kandidat für eine Spekulationsbase“, sagt der Emerging-Markets-Experte Jörg Peisert, Geschäftsführer der Jörg Peisert und Partner Vermögensmanagement GmbH www.jpp-online.com. „Wichtig sind aber die langfristigen Trends. Eine Projektion der amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs geht davon aus, dass die so genannten BRIC-Staaten in weniger als 40 Jahren zusammen ein höheres Volkseinkommen haben werden als die G 6. Zurzeit liegen diese Länder bei rund 15 Prozent unseres Volkseinkommens. Selbstverständlich sind solche Langzeit-Analysen immer gewagt. Doch es gibt schon zu denken, wenn Goldman Sachs vorhersagt, dass Indien Deutschland im Jahre 2023, Russland Deutschland im Jahr 2028 und Brasilien Deutschland im Jahr 2036 überholen wird. Noch sind wir die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde. Doch die Zukunftsmusik spielt in Asien.“ Peisert rät, sich die Schwellenländer genau anzusehen und die unterschiedlichen Entwicklungen sorgfältig zu studieren, bevor man dort investiert. Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) www.nzz.ch macht beispielsweise darauf aufmerksam, dass die Aktienmärkte in China und Indien erst in den letzten Monaten tüchtig aufgeholt hätten. Der Benchmark-Index der Börse Mumbai übertraf vor kurzem die 10.000-Punkte-Hürde. Seit Jahresbeginn hat er schon um fast 13 Prozent zugelegt. Im gesamten Jahr 2005 waren es 42 Prozent. Doch im vergangenen Jahrzehnt, so die NZZ, sei die Entwicklung der Finanzmärkte in den beiden großen asiatischen Ländern nicht spektakulär verlaufen. 2005 habe die Performance der arabischen Aktienmärkte, allen voran des ägyptischen, die übrigen Schwellenländer in den Schatten gestellt. „Eine unverhältnismäßig hohe Bewertung des indischen Aktienmarktes ist sicherlich fehl am Platz. Doch noch ist das Interesse der ausländischen Anleger groß, und daher prägen Rekordstände und keine Turbulenzen und Einbrüche das Bild der Börse von Mumbai“, so Peisert.