Fachartikel, 10.12.2009
Perspektive Mittelstand
Bildung
Fünf typische (Denk-)Fehler in Sachen Kompetenzerwerb
Sie haben gerade ein Studium, eine Aus- oder eine Weiterbildung begonnen oder dies in Kürze vor? Toll! Dann haben Sie (noch) eine wunderbare Zeit vor sich – an die Sie vermutlich Ihr ganzes Leben gern denken werden. Zumindest dann, wenn Sie Ihr Studien- bzw. Aus- und Weiterbildungsziel nicht aus den Augen verlieren und gewisse Fehler vermeiden.
Mitschreiben? Das muss ich nicht. Den Stoff kann ich auch „googeln“. Lernen? Jetzt nicht! Das kann auch kurz vor der Prüfung. Gerade Studenten, insbesondere Erstsemestler betrachten den Studienausweis oft als „Eintrittskarte“ ins Reich der Freiheit. Entsprechend lasch gehen sie zuweilen das Studieren an. Bei Auszubildenden (Azubis) sowie Fort- und Weiterbildungsteilnehmern verhält es sich oft ähnlich. Nachfolgend hierzu fünf häufige (Denk-)Fehler.

Denkfehler 1: Das Studium ist das Ziel

„Hurra, endlich bin ich Student“, freuen sich Erstsemestler oft. Denn mit dem Studienbeginn werden vielfach Träume wahr. „Endlich weg von Zuhause.“ „Endlich kann ich tun und lassen, was ich will.“ Doch vor lauter Freude darüber, endlich Student zu sein, vergisst mancher, wozu er eigentlich Student wurde – nämlich um sich für einen Beruf zu qualifizieren. Er verwechselt sozusagen die Etappe „Studienbeginn“ mit dem Ziel.

Wie Sie den Denkfehler vermeiden: Machen Sie sich bewusst, warum Sie studieren bzw. sich weiterbilden? Welche Ziele möchten Sie hiermit erreichen? Analysieren Sie Ihren Lern- und Lebensstil? Wie sind sie und wie sollten sie sein? Nehmen Sie bei Bedarf die erforderlichen Korrekturen vor, damit Sie Ihr Ziel erreichen.

Denkfehler 2: Der Berg kommt zum Propheten

In der Schule servierten Ihnen die Lehrer weitgehend den Lernstoff auf dem Silbertablett. Sie mussten ihn sozusagen nur noch „konsumieren“. Beim Studium bzw. in der Fort- und Weiterbildung ist dies zumeist anders. Hier wird ihnen das prüfungsrelevante und für Ihren späteren Beruf relevante Wissen nicht einfach so geliefert. Sie müssen sich dieses selbst besorgen – in Seminaren, aus Büchern, durch Praktika. Das erfordert ein eigenständiges und -verantwortliches Lernverhalten. Und wenn Ihnen zum Beispiel in einer Prüfung das nötige Wissen fehlt? Dann sind stets Sie – und kein „Lehrer“ – daran schuld!

Wie Sie den Fehler vermeiden: Überlegen Sie frühzeitig: Was muss ich tun, um meine Studien- bzw. Fort- und Weiterbildungsziele zu erreichen? Entfalten Sie Eigeninitiative. Und jammern Sie nicht über die Profs bzw. Trainer und Bildungsverantwortlichen oder die schlechten Bedingungen. Diese können Sie kurzfristig nicht ändern – wohl aber Ihr Verhalten.

Denkfehler 3: Google findet alles, Wikipedia weiß alles

Die „Generation X“ und „Generation Golf“ – die waren einmal. Heute dominiert in den Lehreinrichtungen die „Generation Google“. Sie betrachtet die Suchmaschine als Wunderwaffe. Und die „ergoogelten“ Infos übernimmt sie oft unreflektiert. Selbst (Nach-)Denken gerät zur Nebensache.

Und warum in den Bibliotheken dicke Bücher wälzen? Online-Enzyklopädien wie Wikipedia haben doch auf alle Fragen passende Antworten parat. Diese werden von vielen Studierenden kopiert oder auswendig gelernt – gemäß der Maxime: Das wird schon hinhauen! Von wegen! Wer den Erwerb von Kompetenzen als reinen „Rezitier-“ und „Copy & Paste-“Akt versteht, der wird früher oder später scheitern.

Wie Sie den Fehler  vermeiden: Das Studium respektive die Aus- und Weiterbildung soll Sie dazu befähigen, in Ihrem (späteren) Beruf eigenständig Aufgaben und Herausforderungen zu lösen. Reines Auswendiglernen reicht hierfür nicht. Sie müssen die Zusammenhänge begreifen und verstehen – ohne ein strukturiertes Lernen und gezieltes Üben erreichen Sie dieses Ziel nicht.

Denkfehler 4: Papier ist „out“

Papier, das ist von gestern; die Welt von heute ist digital, so das Denken vieler Studenten sowie Aus- und Weiterbildungsabsolventen. Entsprechend zögerlich schreiben Sie in Vorlesungen und Seminaren mit. Und Bücher? Haben Sie hiervon schon mal etwas gehört? Die kann man ausleihen und kaufen als sinnvolle Ergänzung zu den Vorlesungsskripten bzw. Seminarunterlagen. Denn wie bereits gesagt: Eigeninitiative ist gefragt.

Wie Sie den Fehler vermeiden: Machen Sie sich in den Vorlesungen und Seminaren regelmäßig Notizen. Oder „verdonnern“ Sie zumindest einen Kumpel aus Ihrer Lerngruppe dazu. Sonst gehen Ihnen viele Infos, die nicht in den Unterlagen stehen und eventuell sogar prüfungsrelevant sind, verloren.

Denkfehler 5: No risk, no fun

Was ist eine Prüfung? Eine Mutprobe? Ein waghalsiger Sprung ins kalte Wasser? Diesen Eindruck gewinnt man zuweilen, wenn man registriert, wie unvorbereitet so mancher zu Prüfungen erscheint. Der Maxime „No risk, no fun“ können Sie in Ihrer Freizeit huldigen, in Sachen Kompetenzerwerb kommen Sie mit ihr nicht weit.

Wie Sie den Fehler vermeiden: Damit sich Wissen verankert und verfestigt, ist ein regelmäßiges Lernen und Üben nötig – auch wenn gerade keine Prüfung ansteht. Planen Sie das Lernen entsprechend. Beginnen Sie nicht erst drei Tage vor der Prüfung damit.

Fazit: Lernen ist ein lebenslanger Prozess, der nicht nur Spaß kann, sondern sollte! Doch ohne eine gewisse Selbstdisziplin erreichen Sie Ihr Ziel „Guter Abschluss“ und, sich für Top-Positionen zu qualifizieren, nicht.
ZUM AUTOR
Über Prof. Dr. Elisabeth Heinemann
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Frau Prof. Dr. Elisabeth Heinemann hat seit 2007 an der Fachhochschule Worms einen Lehrstuhl für Schlüsselqualifikationen. Die promovierte Diplom-Wirtschaftsinformatikerin ist zudem Inhaberin des Trainings- und Beratungsunternehmen effactory, Darmstadt. Dieses ist darauf spezialisiert, insbesondere Angehörigen von technischen Berufen zu vermitteln, wie sie sich und ihre Leistungen besser vermarkten.
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