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Autoland ist abgebrannt? - Nicht nur die internationale Finanzkrise trifft Deutschlands Wirtschaftsmotor hart

(PM) , 01.11.2008 - Wenn die Aussichten unsicher werden, wird als erstes der Kauf eines neuen Autos zurückgestellt. Diese Erkenntnis stürzt momentan die Autoindustrie in Deutschland, Asien und Nordamerika in eine tiefe Krise. Doch es gibt weitere Ursachen für die derzeitige Krise.

Es klang wie eine Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede, als Daimler-Vorstandschef www.daimler.de Dieter Zetsche folgenden Appell an seine Mitarbeiter richtete: „Was wir jetzt angesichts der aktuellen Situation vor allem brauchen, ist die richtige Mischung aus Kampfgeist und Durchhaltevermögen.“ Mut und Zuversicht werden diejenigen, die „beim Daimler schaffen“, auch brauchen können. Schließlich gab der Konzern jüngst katastrophale Quartalszahlen bekannt und korrigierte bereits das zweite Mal in diesem Jahr die Gewinnprognose auf jetzt sechs Milliarden Euro. Die erneute Gewinnwarnung brachte die Daimler-Aktie zum Purzeln.

Doch nicht nur die stolze Marke mit dem Stern ist in die Krise geraten. Wie Spiegel-Online www.spiegel.de berichtet, müssen viele Autobauer um ihre Jobs bangen. Bei VW stehen angeblich sogar 25.000 Leiharbeiterstellen auf der Kippe. Es wäre zu billig, das ganze Desaster auf die grassierende Finanzkrise zu schieben. Gerade in Deutschland, wo jeder siebte Arbeitsplatz von der Autoindustrie abhängt, haben die Hersteller jahrelang schlicht geschlafen. Die Kunden wählen wegen rasant gestiegener Spritpreise und der Diskussion über den Klimawandel kleinere Modelle. Da der Euro nicht mehr so locker sitzt wie früher, lassen viele das Auto auch schon mal stehen und steigen auf öffentliche Verkehrsmittel um. Und bei der Suche nach alternativen Antriebssysteme haben sich Audi, BMW, Mercedes und Co. in den vergangenen Jahren auch nicht unbedingt hervorgetan.

Die Entwicklung ist nicht neu. Schon seit 1998 ist die Autoproduktion im Inland trotz teilweise stark wachsender Umsätze der Unternehmen rückläufig. Wichtige Auslandsmärkte wie der westeuropäische und der nordamerikanische stoßen an ihre Sättigungsgrenze. Regelrechte Rabattschlachten haben der Branche schwer zugesetzt. Zusätzlich sorgt die Finanzkrise dafür, dass die Menschen in Europa sich beim Autokauf zurückhalten. „Und dies ist nicht die einzige Verunsicherung der Konsumenten“, ergänzt der Automobilexperte Uwe Röhrig, Inhaber des Beratungsunternehmens International Car Concept (ICC) www.icconcept.de. „Viele Autofahrer sind der Auffassung, dass die wirklich spritsparenden Automodelle erst in ein paar Jahren verfügbar sind. Das Hin und Her bei den Umweltzonen und den damit zusammenhängenden Fahrverboten, bei denen der normale Bürger ähnlich wie beim Rauchverbot schlicht nicht mehr durchblickt und deren Nutzen zumindest angezweifelt werden darf, führt auch nicht dazu, dass Ruhe im Markt einkehrt. All das, was die große Politik unter dem neuen Zauberwort Klimaschutz plant, ist für die Leute ziemlich undurchsichtig. Die fast schon natürliche Folge: Der Automobilabsatz in Deutschland bricht ein“, so der ehemalige Mercedes-Vertriebschef.

Auch die weitgehend von kleinen und mittleren Unternehmen geprägte Zulieferindustrie wird arg gebeutelt. Prognosen besagen, dass der Elektronikanteil im Auto in den kommenden zehn Jahren von heute 25 Prozent auf 40 Prozent zulegen wird. Eigentlich rosige Aussichten für die Zulieferer von Fahrzeugelektronik und Fahrwerksregelungssystemen. Die Branche beschäftigt deutschlandweit rund 400.000 Menschen. Nach Einschätzung der Unternehmensberatung Roland Berger arbeiten aber mittlerweile ein Viertel der Zulieferer an der Verlustgrenze. Wegen der Finanzkrise kommen sie zudem schlechter an frisches Geld. Bleibt der Kredit aus, droht auch bei den Autoherstellern ein Produktionsstopp.

Schlecht ist die Stimmung auch im Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten. Die sogenannten „Großen Drei“ (General Motors, Ford und Chrysler) strecken sich nach der Decke. Für den diesjährigen Absatz von Kfz in den USA wird derzeit mit einem Minus von 15 Prozent gerechnet, so die Bundesagentur für Außenwirtschaft. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres mussten die drei Detroiter Autobauer sogar einen Verkaufseinbruch von 19,3 Prozent hinnehmen. Ohne staatliche Hilfestellung stehen sie am Abgrund, denn sie benötigen dringend zinsgünstige Kredite für die Entwicklung von benzinsparenden Autos. Die Zeiten, in denen es den Amerikaner nichts ausmachte, wenn sie - bildlich gesprochen - eine Tankstelle am Anhänger hinterherziehen mussten, sind jedenfalls längst vorbei.

Aus Asien kommt keine frohere Kunde: Von Januar bis September 2008 verkaufte der größte japanische Hersteller Toyota ein Viertel weniger Autos in Deutschland. Die Zeiten, in denen Toyota (Werbeslogan „Nichts ist unmöglich“) als Star der Autobranche galt, sind vorbei. Die derzeitige Weltwirtschaftskrise ist also ein großer Gleichmacher. Allenfalls in Schwellenländern wie China, Indien und Russland ist damit zu rechnen, dass die Kurve weiter aufwärts geht. Die Zukunft gehört laut Branchenexperten qualitativ guten, aber billigen Autos. Hier sind die Deutschen erkennbar schlecht aufgestellt.
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