Pressemitteilung, 25.06.2007 - 13:09 Uhr
Perspektive Mittelstand
Autoindustrie forscht am Kunden vorbei – Milliardengräber für gescheiterte Innovationen
(PM) , 25.06.2007 - Bonn/Berlin – Die Autoindustrie steckt das Geld in die falschen Projekte. Von den 800 Milliarden Euro Forschungsgeld, die bis 2015 in der Autoindustrie ausgegeben werden, würden 40 Prozent für die falschen Projekte vergeudet, sagte Jan Dannenberg, Direktor der Managementberatung Oliver Wyman www.mercermc.de laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Pressetext www.pressetext.com. Dabei übersähen Hersteller oft die wahren Kundenwünsche und damit jene Aspekte des Autos, die verbesserungswürdig seien, so das Ergebnis der Studie „Car Innovation 2015“. Angesichts der momentanen Absatzkrise der deutschen Autobranche erscheint besonders aufschlussreich, dass viele Händler anscheinend deutliche Defizite beim Service aufweisen. „Händler wenden im Schnitt nur 5,2 Minuten auf, um die technischen Neuerungen der Wagen zu erklären. Die Händler der Marke Lexus schneiden hier mit sieben Minuten noch um einiges besser ab als das Schlusslicht Mercedes-Benz, mit weniger als vier Minuten“, schreibt Pressetext. Ein Beispiel dafür, wie die Hersteller angeblich an den Kundenwünschen vorbei planen: Anstatt auf die Beliebtheit von digitalen Musikabspielgeräten zu setzen und entsprechende Anschlüsse einzubauen, wie es nur wenige Hersteller machten, setzten viele auf die Einführung von Fernsehfunktionen: „Auf dem mitteleuropäischen Markt hat dies jedoch nur wenig Chance auf Durchsetzung, da es kaum Autos mit Chauffeur und nur selten Staus gibt.“ Die Studie schließt daraus, dass es zu wenig Information über die wahren Kundenwünsche gibt. Von 315 kommenden Innovationen – so die Prognose - hätten lediglich zehn Prozent das Potenzial - gut beim Kunden anzukommen, so die Managementberatung. Dazu gehörten sparsame Antriebe und elektromechanische Bremsen, die bei der Verkürzung von Bremswegen behilflich sind. Auch Einparkhilfen und eine leichte Bauweise, die den Treibstoffverbrauch mindert, seien bei den Kunden erwünscht. „Keiner kann den Blick in die Kristallkugel werfen, um zukünftige Entwicklungen wirklich präzise vorherzusagen“, sagt Uwe Röhrig von der Hannoveraner Automobilberatung International Car Concept (ICC) www.icconcept.de. „Doch die Studie liefert einige wichtige Hinweise. Ich ziehe zwei Schlüsse aus der Untersuchung. Erstens gibt es noch erheblichen Optimierungsbedarf bei der Servicequalität in den Autohäusern. Die Verkäufer müssen sich mehr Zeit nehmen, um den Kunden auch komplizierte technische Neuerungen zu erläutern. Es kommt also nicht auf die schnellen Tagesabschlüsse an, sondern auf die Beratungsqualität. Denn die Chance, dass ein zufriedener Kunde, der dank einer guten Einweisung sofort Herr seines neuen Fahrzeugs ist, auch beim nächsten Autokauf wiederkommt, ist recht hoch“, so der Automobilexperte Röhrig. „Die zweite Erkenntnis: Die Hersteller sollten, bevor sie die Geldhähne öffnen und Innovationen auf den Markt bringen wollen, erst mal genau ‚in den Kunden hineinhorchen’. Was der Kunde will, ist entscheidend. Was die Abteilung für Forschung und Entwicklung sich wünscht und auf den Weg bringen will, muss sich immer und ausschließlich am Kunden orientieren.“