Pressemitteilung, 22.04.2009 - 09:42 Uhr
Perspektive Mittelstand
Auf der Suche nach Erfolgstrends – wie die Zukunftsforschung neue Perspektiven für die Wirtschaft findet
(PM) , 22.04.2009 - Von Oliver W. Schwarzmann, Vordenker & PublizistSeit nunmehr über 15 Jahren widme ich mich der Trend- und Zukunftsforschung und beschäftige mich in einem meiner Arbeitsschwerpunkte mit der Beobachtung von internationalen Entwicklungen an den Finanzmärkten. Als Ex-Banker bin ich mit den Strukturen des globalen Geldgeschäfts eng vertraut. Und der Finanzmarkt hat ein fulminantes Wachstum hinter sich; bereits in den 1980er Jahren ging es damit los, dass immer mehr finanzdienstleistungsfremde Unternehmen Kapital aus Rationalisierungs- und Geschäftserträgen an den Börsen investierten. Kein Wunder: Die Gewinnaussichten an den Finanzmärkten waren oft besser als die Erwartungen an den heimischen Markt. Die Investitionsströme wanderten also vom eigenen Businessmodell ins Investmentbanking und zu einem ersten Superhöhepunkt im Finanzmarkt kam es gegen Ende der 1990er Jahre, als die New-Economy-Blase ihren Zenit erreichte. Der Zusammenbruch des Neuen Marktes im April 2000 wühlte viel Staub auf und es wurde damals schon Besserung in Sachen Hochleistungsbanking gelobt. Heute, rund 8 Jahre später, stehen wir wieder inmitten einer Finanzkrise, die sich - im Unterschied zur New-Economy-Blase - in einem atemberaubenden Tempo zu einer spektakulären Vertrauenskrise ausgewachsen hat. Wie ist das möglich? Stimmte vielleicht schon zuvor etwas nicht mit der globalen Ökonomie? Fehlte es nicht schon vor der Finanzmisere an grundsätzlichem Vertrauen? Der Übergriff der Subprimekrise auf die Realwirtschaft ist in der Hauptsache ein psychologischer Effekt. Krisen sind deshalb Krisen, weil sie es verstehen, Ängste zu solidarisieren. Natürlich, es wurde Geld vernichtet; die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hat zu großen internationalen Verlusten geführt und der Zusammenbruch der internationalen Börsen ist eine Wertezäsur, die ihresgleichen sucht. Dennoch reden wir hier über Aktienkurse, nicht über die Realität eines Firmenwertes. Und gei genauem Hinsehen wurde im Blick auf das Finanzpotenzial der globalen Wirtschaft ein verschwindend geringer Bruchteil der realen Investitions- und Kaufkraft zerstört. Heißt: Es ist nach wie vor genügend Geld vorhanden. Was derzeit die wirklichen Probleme ausmacht, sind die Generalbremsmanöver der Unternehmen bei ihren Investitionen und die aufkeimende Zurückhaltung der Konsumenten. Auch die Kreditversorgung der Unternehmen durch die notleidenden Banken ist der Lage entsprechend gut. Was ist also wirklich passiert?Krisen verändern die Welt nicht über Nacht, sondern verstärken und beschleunigen bereits seit Langem in Gang gekommene Veränderungsprozesse. Die Welt hat sich im Hintergrund des vergangenen Expansionsbooms tief greifend verändert. Das Ende des quantitativen Wachstums war bereits angekündigt. Doch kaum jemand – ob in Management oder Politik - wollte diese Transformation wahrnehmen. Im Gegenteil: Unsere ökonomische Welt hatte sich zunehmend in eine Papierwelt verwandelt. Während sich in den letzten 30 Jahren die Gütermenge vervierfacht hat, ist die Geldmenge auf das Fünfzigfache gestiegen. Zudem sind die Leitwährungen nicht mehr durch Edelmetalle gedeckt. Nun, Geld kann sich nicht selbst vermehren, man kann es nur drucken. Betrachten wir also das Verhältnis zwischen Güter- und Geldmenge, so haben wir es in der ökonomischen Welt überwiegend mit gedruckten Versprechen zu tun. Diese mögen zwar wie Wundertüten aussehen, sie sind aber keine Füllhörner. Denn: Alle gedruckten Versprechen müssen irgendwann real, sprich: substanziell, eingelöst werden. Diese Wahrheit schlägt uns nun mit aller Wucht entgegen, inklusive der Erkenntnis, dass wir es mit einem anderen Kosmos zu tun haben, in dem das Misstrauen schon seit Langem größer ist als angenommen. Was können wir tun?Wollen wir eine Vertrauenskrise überwinden, geht es um die grundlegende Entwicklung neuer Qualitäten unserer Zugänge und Beziehungen. Sind unsere Verbindungen zu Markt und Kunden wirklich so gut, wie wir glauben?Und: Die Vertrauenskrise ist eine Absatzkrise – somit stellen sich Fragen nach unserer Vertriebsqualität. Wie steht es also um die Kultur unserer Vermarktung?Eines ist sicher: Auf die traditionellen Vertriebswege brauchen wir nicht mehr zu setzen. Die klassischen Märkte sind schon lange mehr als gesättigt. Der Abschied vom quantitativen Wachstum bedeutet nichts anderes, als der Übergang zu einem qualitativen, sprich: kulturellem Wachstum. Heißt 1.: Es gibt kein Massenwachstum mehr. Heißt 2.: Differenzierung statt Vermehrung und Vielfalt statt Größe heißen zwei der neuen Erfolgsformeln. Wir brauchen also keine Zunahme an neuen Produkten, sondern mehr fantasievolle Kundenbeziehungen. Denn der Kunde sucht derzeit keine Warenangebote, sondern Perspektiven. Darauf müssen wir uns einstellen.Und damit sind wir schon beim Mittelpunkt meiner Überschrift – Erfolgstrends. Erfolgstrends? Kann es die in einer Krise überhaupt geben?, fragte mich vor Kurzem ein Teilnehmer auf einem Wirtschaftsforum. Mehr denn je, antwortete ich und fuhr fort: Krisen sind Instrumente der Evolution. Sie sorgen für Entwicklungssprünge. Gerade jetzt in der Krise sind die Märkte offen, hellhörig und aufnahmefähig. Gerade jetzt, während alle anderen auf die Bremse treten, ist die Zeit, um neue Botschaften und Innovationen erfolgreich zu implementieren. Die Trend- und Zukunftsforschung weist bereits seit Jahren auf die verschiedensten Strömungen im Bereich der Konsumentenentwicklung hin. Und immer wieder betone ich: Wir müssen die Wirtschaftswelt als Forum der Entfaltung verstehen, nicht als einen Ort der Zwänge und Notwendigkeiten. Wäre die Entwicklung der Welt nur Zwängen gefolgt, gäbe es weder Vielfalt noch Schönheit. Damit will ich sagen: Die aktuelle Misere ist nur mit einem Bewusstseinswandel zu lösen, denn sie ist schon lange keine Finanzkrise mehr, sondern eine mentale Herausforderung. www.vordenker-welt.de