Fachartikel, 08.10.2012
Perspektive Mittelstand
Arbeitskosten im internationalen Vergleich
Arbeitskosten der deutschen Industrie deutlich gestiegen
Deutschland bleibt im internationalen Vergleich ein teurer Standort für die Industrie. Das gilt vor allem für den Westen Deutschlands: Hier beliefen sich die Arbeitskosten je Arbeitnehmer im Schnitt auf 37,57 Euro in der Stunde.
Seit dem Jahr 2000 sind die Arbeitskosten je Stunde im Jahresmittel um etwas mehr als 2 Prozent gestiegen – so wenig wie in keinem anderen Land  der  EU.  Von  den  restlichen Konkurrenten hielten sich nur Japan (plus 0,6 Prozent) und die Schweiz (plus  1,5  Prozent)  stärker  zurück. Diese  mittelfristige  Betrachtung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen,  dass  die  Arbeitskosten  in Deutschland  im  vergangenen  Jahr wieder kräftig gestiegen sind:

In Westdeutschland verteuerte sich die Arbeitnehmerstunde im Verarbeitenden Gewerbe um 3,6 Prozent und in Ostdeutschland um 3,1 Prozent.


Die ausländische Konkurrenz dagegen wurde im Schnitt lediglich um 2,2 Prozent teurer. Damit erhöhten sich die westdeutschen Arbeitskosten  zum  ersten  Mal  seit  1993  um mehr als 1 Prozentpunkt stärker als die ausländischen. Die Gründe dafür waren u.a. die niedrige Arbeitslosigkeit, die gute Konjunktur, aber auch der Fachkräftemangel.

Somit  liegt  Westdeutschland  im internationalen Kostenranking weit vorn und hat nur relativ kleine Länder  vor  sich.  Lediglich Frankreich kommt mit 35,91 Euro je  Arbeitnehmerstunde  fast  an  die westdeutsche  Industrie  heran. Nimmt man West und Ost zusammen (35,66 Euro), sind die Franzosen etwas teurer als die Deutschen.

Exportweltmeister  China  kommt mit Stundenkosten von umgerechnet 3,17 Euro nur auf knapp 9 Prozent des deutschen Niveaus.


Günstiger als in Westdeutschland ist die Arbeitnehmerstunde im Osten. Mit 22,42 Euro hat die Ost­Industrie einen Vorteil von 40 Prozent. Jedoch muss man die niedrigere Produktivität gegenrechnen.

Die  Kosten  der  Industrie  sind zudem repräsentativ für die gesamte Wirtschaft:  Industriegüter  machen 86 Prozent der Exporte aus – und gut 70 Prozent der für solche Waren aufgewandten Arbeitszeit entfallen auf die Industrie. Selbst einschließlich der außerindustriellen Vorleister, die dem Verarbeitenden Gewerbe  zuarbeiten,  sind  die  gesamten durchschnittlichen  Arbeitskosten nur um knapp 6 Prozent niedriger.

*) aus IW-Trends3/2012 - Christoph Schröder:  Industrielle Arbeitskosten  im internationalen Vergleich (www.iwkoeln.de/trends)
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