Pressemitteilung, 14.08.2007 - 16:17 Uhr
Perspektive Mittelstand
Abnehmen auf Italienisch – Extra-Euro sollen Pfunde zum Purzeln bringen
(PM) , 14.08.2007 - Doch Fettleibigkeit beginnt im Hirn und nicht im PortemonnaieBonn/Köln – In Italien steht längst nicht mehr jeden Tag die gesunde mediterrane Küche auf dem Programm. Die Folge: Etwa 35 Prozent der Italiener sind übergewichtig. In Varallo ködert der Bürgermeister nun abspeckwillige Bürger mit einem „Kilogramm-Kopfgeld“, berichtet Spiegel-Online www.spiegel.de. „Wenn Männer es schaffen, in einem Monat vier Kilogramm abzuspecken, zahlt ihnen der Bürgermeister von Varallo, Gianluca Buonanno, 50 Euro aus dem Stadtsäckel. Frauen müssen für dieselbe Summe nur drei Kilo abnehmen. Wem es dann auch noch gelingt, sein neues Gewicht über fünf Monate zu halten, kann sich noch einmal 200 Euro in die Tasche seiner dann wohl locker sitzenden Hose stecken“, so das Nachrichtenmagazin. Ob die Aussicht auf einen finanziellen Gewinn die Leute wirklich dazu bringt, weniger und bewusster zu essen, daran bestehen Zweifel. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa www.dpa.de erklärte der Kölner Forscher und diesjährige Leibniz-Preisträger Professor Jens Claus Brüning, Fettleibigkeit beginne im Gehirn. „Bei 95 Prozent der übergewichtigen Menschen bekommt das Gehirn nicht das Signal, dass genug Energie vorhanden ist und keine weitere Nahrungsaufnahme nötig ist“, so Brüning, der als Internist am Institut für Genetik der Kölner Universität www.genetik.uni-koeln.de tätig ist. Die Kölner Forschungsgruppe habe mit genetisch manipulierten Mäusen nachgewiesen, dass Tiere ohne spezielle Nervenzellen im Gehirn extrem dick würden. Neben der biologisch-molekularen Ebene spielten jedoch auch weitere Faktoren bei übermäßigem Essen und Fettleibigkeit eine Rolle, die stärker unter die Lupe genommen werden sollte, sagte Brüning gegenüber dpa: „Das Thema Nahrungsaufnahme ist ein äußerst komplexes Geschehen, bei dem auch geklärt sein muss, wie äußerliche Reize, Genussaspekte oder Stimmungen hineinspielen.“ In Deutschland ist das Thema Ernährung schon längst zu einem Politikum geworden. Mit einem Fünf-Punkte-Aktionsplan will die Bundesregierung die fast 40 Millionen Übergewichtigen in Deutschland auf Trab bringen und zu gesünderem Essen bewegen. Dazu gab Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) im Bundestag im Mai 2007 eine Regierungserklärung ab. „Der Minister hat zurecht darauf hingewiesen, dass Prävention die beste Medizin ist“, sagt der Ernährungsexperte Ulrich Overdiek, Geschäftsführer von Vivamangiare Wellfood www.vivamangiare.de in Köln. „Wenn jemand bereits stark fettleibig ist, ist es meist ein harter physischer und psychischer Prozess, wenn man einige Kilogramm herunter bekommen möchte. Daher ist es besonders wichtig, schon Kindern zu vermitteln, dass ‚richtige’ Ernährung lecker schmecken kann und satt macht. Es gibt ja den alten Spruch: ‚Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr’. Diese Weisheit bewahrheitet sich auch bei der Ernährung. Wer als Kind schon an gesunde und ausgewogene Ernährung gewöhnt wurde, wird sie als Erwachsener nicht missen mögen. Wenn jemand aufgrund mentaler Probleme sein Essverhalten nicht mehr kontrollieren kann, muss ihm natürlich auf anderem Wege geholfen werden.“